Panorama

Deckel Mania

Der Grafiker Adam Kimberley aus Norwich sammelt seit frühester Jugend außergewöhnliche Bierdeckel. Sein Instagram-Account dazu fand so viele Follower, dass aus seiner Leidenschaft jetzt ein Buch geworden ist. FRISCH erzählt er, was ihn so an alter biergetränkter Pappe fasziniert und warum Gastronomen wieder öfter eigene Bierdeckel machen sollten.

Wie hat deine Sammelleidenschaft begonnen, Adam?

Als ich noch ein Kind war, hat mir meine Schwester einen Bierdeckel von „Kimberley Ales“ geschenkt. Das fand ich damals wegen meinem Nachnamen ganz witzig und hab ihn mir an die Wand im Kinderzimmer gepinnt. Im Laufe der Zeit war dann die ganze Wand voll und später bin ich immer mit Taschen voller Bierdeckel aufgewacht, wenn ich im Pub war.

Was hat dich so daran fasziniert?

Da ich später Grafikdesign studiert habe, waren es vor allem bei den älteren Bierdeckeln aus den 50er und 60er Jahren die Typografie und die Illustrationen. Besonders die obskuren Exemplare, die etwa für Würstel werben, fand ich außerdem ziemlich komisch. Sowas wird heute leider nicht mehr gemacht. Eigentlich gibt es nur bei den alten noch ikonische Designs.

Das Ganze hat also auch einen gewissen Nostalgiefaktor?

Ja, klar, die Bierdeckel meiner Sammlung sind wie eine kleine Zeitkapsel. Es lassen sich damit immer Geschichten verbinden. Toll finde ich zum Beispiel die Exemplare zur Fußballweltmeisterschaft von 1966, die ja in England ausgerichtet wurde. Früher haben außerdem viele Pubs und Gaststätten ihre eigenen Bierdeckel designen lassen. Da stehen dann teilweise selbst die Namen der Pächter drauf. Viele dieser Pubs gibt es heute nicht mehr und die Bierdeckel transportieren somit auch Erinnerungen. Ich finde aber, dass das Medium gerade heute auch sehr viel Potenzial im Marketing hätte.

Warum genau?

Es ist sehr günstig, sich Bierdeckel herstellen zu lassen, und man wird sie als Gast sehr sicher wahrnehmen und anschauen – vor allem, wenn sie ungewöhnlich und gut gemacht sind. Über einen QR-Code kann man außerdem heute direkt in die digitale Welt verlinken. Mich wundert, dass diese Möglichkeiten heute nicht mehr Gastronomiebetriebe nutzen.

Früher war das noch anders, oder?

Ja, heute findet man fast ausschließlich Bierwerbung. Aber bis in die 80er wurden auch Filme beworben, Würstel, Zigaretten oder Chips. Ich habe zum Beispiel einen Starwars-Bierdeckel in meiner Sammlung. Der ist allerdings ziemlich selten.

Wie groß ist deine Sammlung eigentlich?

Ehrlich: Ich weiß es nicht.

Ich habe sie nicht wirklich gut geordnet und in Schuhschachteln überall herumliegen, selbst bei meinen Eltern. Meine Frau beschwert sich schon! (Lacht) Aber ich sammle nur die Exemplare, die ich wirklich schön finde. In England gibt es auch die „British Beer Mat Society“. Die sind wirklich extrem. Die Mitglieder haben meist wirklich alle Veröffentlichungen verschiedener Brauereien. Es gibt da in England schon eine echte Szene von Sammlern, mit denen man immer wieder tauscht. Auch international übrigens. Kürzlich habe ich mit jemandem in Brasilien ein paar Bierdeckel getauscht.

Und Deutschland oder Österreich? Wie sieht es da aus?

Da gibt es natürlich sehr viele schöne Designs. Ein paar habe ich schon. Ich hoffe, einige der Sammler dort schauen auf meinem Instagram Account rein und hinterlassen ein paar Kommentare!

Adam, vielen Dank für das Gespräch! 

 

 

© Adam Kimberley / Unicorn Publishing Group
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