Betrieb

Energiekick

Für Gastro und Hotellerie wird Energie im Herbst empfindlich teurer. FRISCH hat sich bei findigen Hoteliers und Experten umgehört, welche Möglichkeiten es gibt, sich durch eigene Erzeugung einen billigen Energie-Kick zu holen sowie generell mehr Strom und Wärme einzusparen.

Ab Herbst wollen wir energieautark sein“, unterstreicht Hannes Lichtmannegger nicht ohne Stolz, wie weit er sich schon vom Markt für Strom und Wärme unabhängig machen konnte. Der Hotelier aus der bayerischen Ramsau trimmt sein Vier-Sterne-Superior-Hotel mittlerweile schon seit über zehn Jahren auf nachhaltige Energieversorgung und möglichst wenig CO2-Ausstoß. „Zu Beginn hat man uns dafür natürlich belächelt und keiner hat geglaubt, dass sich dieser Weg irgendwann auszahlt. Aber man darf auch mal über den eigenen Tellerrand hinausschauen“, meint der Chef des Berghotels Rehlegg.

„Wir hatten natürlich für alles zusammengenommen zuerst immense Mehrkosten. Das ging in den sechsstelligen Bereich pro Jahr. Aber das ist halt das Los desjenigen, der vorangeht. Heute sind wir nicht nur klimaneutral, sondern haben unseren Energieverbrauch um 55 Prozent reduziert und produzieren um die Hälfte weniger Abfall“, erklärt Lichtmannegger. Möglich wurde das durch eine ganze Reihe von Maßnahmen. Die wichtigste davon: die Errichtung eines Blockheizkraftwerks im Jahr 2015.

Das ist eine kompakte Motor- und Generatoreinheit, die direkt vor Ort sowohl mechanische als auch thermische Energie produziert. Ein Verbrennungsmotor, der mit Gas, Heiz- oder Pflanzenöl betrieben werden kann, erzeugt dabei den Hausstrom, wobei die entstehende Abwärme zum Heizen verwendet werden kann. „Bei der Stromerzeugung werden zwei Drittel Wärmeenergie abgegeben, die sonst einfach in die Atmosphäre verpuffen würden. Unser erstes Blockheizkraftwerk versorgt uns beispielsweise mit 33 Kilowattstunden Strom, wir haben dafür aber einen Ertrag von rund 70 Kilowatt Wärme“, erklärt Lichtmannegger das Prinzip.

"Ab Herbst wollen wir mit unserem Hotel energieautark sein."(Johannes Lichtmannegger, Berghotel Rehlegg, Ramsau/Bayern)

Zwei Drittel weniger Energie

Wichtig sei deshalb, dass das Blockheizkraftwerk „wärmegeführt“ betrieben werde, so der Hotelier. Das bedeutet, dass sich die Laufleistung primär am Wärmebedarf des Rehlegg orientiert und nicht so ausgelegt ist, dass es den kompletten Strombedarf deckt. „So können wir aktuell zwar nur zwei Drittel unseres Stroms selbst erzeugen. Für das restliche Drittel bauen wir aber bis Herbst eine PV-Anlage in unseren südseitigen Steilhang, die zusätzlich zweimal 30 KW Peak Leistung haben wird“, erläutert er die weiteren Pläne für die vollständige Energie-Autarkie.

Weil alle diese Maßnahmen in unmittelbarer Nähe des Hotels umgesetzt werden, entfallen zusätzlich Verluste durch die Zuleitung vom lokalen Großkraftwerk. Neben der größeren Unabhängigkeit, zum Beispiel bei etwaigen Stromausfällen, ist der wesentliche Vorteil aus diesen Gründen der immense Wirkungsgrad: „Fast 100 Prozent der Energie aus unserem riesigen Flüssiggastank wird genutzt. Wir schaffen es dadurch, zwei Drittel unter dem Energieeinsatz vergleichbarer Häuser zu bleiben“, lässt Lichtmannegger erahnen, wie groß der ökonomische Vorteil dieser Lösung ist. Von Oktober bis März laufen seine beiden Blockheizkraftwerke deswegen ununterbrochen mit möglichst gleichbleibender Last. Denn ständiges Rauf- und Runterfahren solle man wegen der dann geringeren Lebensdauer der Maschinen vermeiden, gibt er noch einen wichtigen Tipp. Über neun Jahre würde sein erstes Kraftwerk deshalb jetzt schon klaglos laufen. Und was macht er in der Zeit, in der kaum Wärme benötigt wird? Dafür setzt er auf Solarthermie und einen 7.500-Liter-Warmwasserspeicher. So steht  jedes Jahr Wärme für Schwimmbäder und Whirlpools im Gegenwert von 14.000 Litern Heizöl fast umsonst zur Verfügung.

PV-Anlage, Solarthermie und Blockheizkraftwerk: Das alles muss allerdings zu einem funktionierenden System zusammenfinden, das sich sinnvoll ergänzt. Das ist vielleicht der Hauptgrund, warum sich noch nicht mehr Hoteliers mit dem Thema anfreunden können. Denn es gibt auch Beispiele, bei denen es immer wieder zu Problemen kommt. „Man braucht einen Partner, der sich mit der Thematik wirklich auskennt. Ich hatte das Glück, dass ich mit der Lackner Energietechnik GmbH in Gröbming schon bei der Errichtung meiner Solarthermie-Anlage einen kompetenten Spezialisten gefunden habe. Es gibt aber leider auch viele Scharlatane, die eine solche Anlage in ihrer Komplexität eigentlich gar nicht umsetzen können und die einzelnen Elemente schlecht aufeinander abstimmen. Dann kann es schnell teuer und frustrierend werden."

Man sollte seinen künftigen technischen Dienstleister also sehr genau prüfen und sich bereits umgesetzte Anlagen ansehen. Denn wenn ein solches Gesamtsystem aus PV, Solarthermie und eigenem Kraftwerk funktioniert, sind die Einsparungsmöglichkeiten enorm. 90.000 Euro hat das Berghotel Rehlegg in sein erstes Blockheizkraftwerk investiert. Die jährliche Ersparnis bei den Energiekosten beträgt jedoch rund 70.000 Euro. In nicht einmal zwei Jahren hat es die Kosten also hereingespielt. Bei einer durchschnittlichen Lebenslaufzeit von acht Jahren wird aus der Investition damit ein echter Volltreffer. Nimmt man auch die sonstigen Ausgaben für Energieautarkie wie die PV- und Solarthermie-Anlagen hinzu, landet man für den Fall des Rehlegg bei rund 600.000 Euro Investition. Da es dadurch im Jahr bis zu 120.000 Euro Energiekosten sparen kann, wird diese Summe allerdings schon in nicht einmal sechs Jahren wieder hereingespielt. So, wie sich die Energiepreise entwickeln, geht es wahrscheinlich sogar wesentlich schneller. 

Ideale Kostenverteilung

Weit über eine halbe Million Euro sind trotzdem viel Geld, das man erst einmal haben muss. Deswegen gibt es auch die Möglichkeit, sich ein Blockheizkraftwerk oder eine PV-Anlage von einem sogenannten Contractor, wie etwa der Techem, finanzieren zu lassen. Der errichtet die Anlagen, schneidet dafür aber am Betrieb mit. Das schmälert den eigenen Vorteil erheblich. Dafür gehen die Betriebsrisiken allerdings auf den Contractor über.

Eine andere Möglichkeit, die Kosten für größere Unabhängigkeit bei der Energieversorgung auf mehrere Schultern zu verteilen, hat Roland Gyger vom Vier-Sterne-Hotel Schütterhof in Schladming gewählt. „Als bei uns 2006 der Bau eines Bioenergiekraftwerks begann, beteiligten wir uns an der Betreibergemeinschaft und haben uns einen Anschluss legen lassen“, erzählt der Hotelier. Wie er machten es viele Gewerbetreibende in der steirischen Tourismushochburg und so wurde das Hackschnitzel-Kraftwerk zu einem kommunalen Erfolgsmodell.  „Meine Investition hatte ich in zehn Jahren wieder drin und heute profitiere ich von der vergleichsweise günstigen Energie“, erzählt Gyger. 100.000 Liter Heizöl verbrauchte der Schütterhof davor im Jahr. Deswegen war es Gyger auch wichtig, dass der Preis für die Energie, die er heute über das Kraftwerk bezieht, nicht an den Öl-, sondern an den Verbraucherpreisindex gebunden ist. Umgerechnet auf das Öl-Beispiel zahlt Gyger deshalb heute etwa 55 Cent pro Liter. Der Marktpreis für Heizöl pendelt dagegen aktuell um saftige 1,60 Euro pro Liter.

"Für die Zuschüsse zu PV-Anlagen muss man in Österreich schnell sein."(Roland Gyger, Hotel Schütterhof, Schladming)

Projekt Bioenergiekraftwerk

Einen Haken hat das Modell allerdings. Bioenergiekraftwerke, die mit Hackschnitzeln betrieben werden, sind nur in Regionen sinnvoll, in denen es lokale Holzquellen gibt. Wegen des großen Volumens der Hackschnitzel ist der Transport mit einem Aufschlag von rund einem Euro pro hundert Kilometer sonst schlicht zu teuer. Außerdem müsse das Projekt eine gewisse Größe haben, um wirtschaftlich erfolgreich zu sein, meint Gyger. Das hätten kleinere Projekte gezeigt, die mittlerweile wieder von den regulären Versorgern betrieben würden.

Der Kraftwerksanschluss war im Hotel Schütterhof der Startschuss für noch viele weitere Überlegungen, wie man ein Top-Wellnesshotel möglichst energieeffizient betreiben kann. Eine kürzlich realisierte 400 m2 große PV-Anlage ist nur die letzte davon. Sie liefert mit 85 KW Peak rund 100.000 KWh Strom pro Jahr. Gyger und sein Team konnten sich dafür nicht nur die 14 Prozent Investitionskostenzuschuss vom Bund sichern, sondern auch die Förderung für PV-Anlagen bis zu 50 KW Peak. „Dafür musste ich allerdings schnell sein, weil die Zuschüsse über die Online-Plattform nur so lange vergeben werden, bis das Fördervolumen erschöpft ist. Es haben also nur Antragsteller eine Chance, die ihr Formular rasch ausfüllen“, berichtet er: „Bei mir hat es geklappt.“  Die 12.000 Euro Förderung tragen jetzt dazu bei, dass sich die Anlage in etwa fünf Jahren amortisieren wird. Viel schneller war der Return on Investment bei der Idee, die Gyger schon 2011 für seine Kühlhäuser und Kühlpulte entwickelte. Ihn störte, dass deren Abwärme einfach ungenutzt ins Freie geleitet wurde. Also ließ er einen Wärmetauscher installieren, der diese Energie umnutzt und damit nun das Warmwasser seines Hotels auf bis zu 50 Grad vorwärmt, bevor es im regulären Boiler auf die Endtemperatur gebracht wird. Bei fast 7.000 Litern Warmwasser am Tag errechnet sich daraus eine Ersparnis von fast 150.000 KWh, was etwa 15.000 Litern Heizöl im Jahr entspricht.

Energieträger Abluft

Von diesem Erfolg angespornt nahm sich der Tüftler danach der Lüftung im Wellnessbereich an. Auch hier ist die warme Luft mit hohem Feuchtigkeitsanteil ein relevanter Energieträger, der bisher ungenutzt verpuffte. Doch die größeren Wärmepumpenhersteller sagten den Auftrag mit dem Argument ab, dass eine Wärmepumpe bei so hoher Feuchtigkeit in Verbindung mit Chlor zu schnell korrodieren würde. „Denen war einfach das Risiko zu hoch“, meint dazu Gyger: „Ich habe das Projekt deshalb mit einer Kühltechnikfirma vor Ort entwickelt, die mir auch die richtige Wärmepumpe organisiert hat. Sie steht heute in einem separaten Raum, in den die Abluft umgeleitet wird, und funktioniert bis heute tadellos.“

Bei 50 Kubikmeter Luft-Durchsatz pro Stunde ist die Performance des Geräts beachtlich. Mit einem Kilowatt Strom erzeugt die IPS 1.200 ganze acht Kilowatt Wärme. Im Sommer kostet das Hotel der 25 Meter lange, perfekt temperierte Infinity-Pool deshalb nur rund 15 Euro pro Tag.

Gäbe es solche Einsparungsmöglichkeiten auch in Restaurants und Gasthäusern? „Als Pächter sind so hohe Investitionen in die Infrastruktur eines Mietobjekts natürlich meist nicht besonders sinnvoll“, meint dazu Edi Altendorfer von der F&B Academy. „Da muss ich eher schauen, dass ich meine Produktivität steigere und mir Gedanken über die richtigen Öffnungszeiten, ökonomischen Einkauf und sinnvollen Personaleinsatz mache“, glaubt er (siehe Interview). Angesichts der Tatsache, dass in Gastrobetrieben in der Küche am meisten Energie verbraucht wird, lohnt aber auch ein Blick auf den Gerätepark.

Sebastian Cramer ist Prokurist bei Hutterer Gastro-Systeme, einem renommierten Wiener Küchenplaner, der schon für das Livingston, das vegetarische Sternelokal Tian oder den Dauerbrenner Café Leopold Küchen maßgeschneidert hat. Wie sieht er das Potenzial für Einsparungen in der Küche?

„Natürlich ist das bei manchen Arbeitsprozessen nur schwer möglich, weil Schnelligkeit zählt. Die Energie muss sofort abrufbar sein, was hohe Anschlusswerte bedeutet. Ein eigenes Becken zum Nudelnkochen, wird beispielsweise immer im Siedebereich gehalten, damit es im Service schnell geht.“ Die Energieeffizienz-Thematik sei aber auch an den Herstellern von Küchengeräten nicht vorbeigegangen, so Cramer. Neben Geschirrspülern, die etwa Wärme rückgewinnen können, und energieeffizienten Kühllösungen gebe es etwa besonders bei den Kombidämpfern viele Innovationen: „Da ist in den letzten zehn bis 15 Jahren viel passiert. Der Wassereinsatz ist heute viel geringer und die Geräte brauchen bei gleicher Anschlussleistung viel weniger Energie. Außerdem gibt es intelligente Zusatzfeatures, mit denen die Kochprozesse ökonomischer werden könnten.“  

Als Beispiel nennt Cramer den „Naboo Boosted“ von Lainox, bei dem sich über einen Energy Monitor der Verbrauch von Wasser, Gas und Strom bis zu einem Jahr lang überwachen lässt. So kommen Gastronomen an das Datenmaterial, um besser Rückschlüsse auf etwaige Einsparungsmöglichkeiten ziehen zu können. Da das Gerät einen Wifi-Anschluss hat, ist das sogar für mehrere Standorte aus der Ferne möglich. Ein weiteres intelligentes System regelt außerdem selbstständig den Energieverbrauch in Abhängigkeit zur Menge der zu kochenden Speisen. Clever. Leider aber auch teuer. Ab 11.410 Euro kostet der professionelle Kombidämpfer. 

Viel günstiger ist die Sous-vide-Technik. Auch dafür habe Lainox mit dem Neo zwar ein Gerät, das das Langzeitgaren automatisiert übernimmt und das Gargut im Anschluss gleich für die Lagerung einfriert. Aber so viel technischen Aufwand bräuchte es gar nicht, meint Cramer. „Wasser ist verglichen mit Dampf sowieso das bessere Medium, weil es das Gargut ganz umschließt. Wer etwa mit einem einfachen Sous-vide-Becken nachts oder zu Zeiten mit geringem Stromverbrauch vorgart, spart Stromkosten und Stress. Denn im Service muss man dann nur noch regenerieren und finishen.“

Ein Problem sei aber, dass weder Gastronomen noch Köche, momentan Gebrauch von diesen Möglichkeiten machten, so Cramer. „Die Features des Naboo nutzt nur einer meiner Kunden, ein Quereinsteiger aus der IT-Branche.“ Auch bei der Sous-vide-Technik wäre noch Luft nach oben: „Köche sind sehr vorsichtig, was neue Produkte und Prozesse angeht.“ Spätestens bei der nächsten Stromrechnung im Herbst könnte sich das allerdings ändern.

"Kombidämpfer brauchen bei gleicher Anschlussleistung weniger Energie"(Sebastian Cramer, Prokurist, Hutterer Gastro-Systeme, Wien)

Interview

„Es denkt jeder übers Sparen nach.“

Die Gastronomie hat weit weniger Möglichkeiten, in Alternativen zur eigenen Energieversorgung zu investieren. Edi Altendorfer von der F&B Academy hat trotzdem einige Ideen, mit welchen Strategien man höheren Energiekosten begegnen kann.

Was erwartet Gastronomie und Hotellerie im Herbst, Herr Altendorfer? Wie hoch werden die Preissteigerungen für Strom und Wärme ausfallen?

Es könnte sein, dass die Energiekosten für Gastrobetriebe dann um das Drei- bis Fünffache höher sind. Das ist schon gewaltig. Deswegen denkt wohl momentan jeder darüber nach, was er machen könnte, um Kosten zu sparen und effizienter zu werden.

Einige Hoteliers haben frühzeitig in PV, Solarthermie und Blockheizkraftwerke investiert. Wäre das auch eine Möglichkeit für die Gastronomie?

Die meisten Gastronomen sind Pächter einer Immobilie. Es ist deshalb in den seltensten Fällen sinnvoll, in die Infrastruktur eines Mietobjekts zu investieren. Das Einsparungspotenzial der Gastro liegt meines Erachtens bei den Personalkosten, der Organisation und im Einkauf. Insgesamt müssen wir also in der Branche noch produktiver werden.

Was heißt das konkret?

Ich muss mir zum Beispiel meine Öffnungszeiten ansehen. Verdiene ich am Mittagstisch genug, dass sich die hohen Personal- und Energiekosten dafür rechnen? Muss ich um diese Zeit offen haben? Reicht es, wenn ich unter der Woche abends nur noch bis 21:00 Uhr Gäste bewirte und nicht mehr bis 22:00 Uhr? Und am Wochenende dann vielleicht nur bis 22:00 Uhr statt bis 23:00 Uhr? Das sind Fragen, die sich jeder Gastronom individuell für seine Situation jetzt stellen muss.

Wird sich auch in den Küchen selbst etwas ändern?

Ja, sicher. Abfall zu vermeiden ist zum Beispiel auch ein großes Kosten- und Energiethema. Wer zu viel Menge von etwas produziert, hat auch zu viel Energie dafür aufgewendet, wenn er es dann wegschmeißt. Das sollte sich jeder genau anschauen und dafür Strategien entwickeln. Außerdem werden qualitativ hochwertige Convenience-Produkte noch interessanter. Ich muss zum Beispiel ein Dessert nicht selbst herstellen und habe dadurch weniger Abfall, weniger Personal- und weniger Energieaufwand. Außerdem lassen sich so die Kosten genauer kalkulieren, weil die Kostenrisiken der Produktion ausgelagert werden.

Heißt das, dass wir einen generellen Rationalisierungsschub in der Küche sehen werden?

Ich denke, schon. Es wird zum Beispiel noch viel öfter Produktionsküchen geben, die das Essen für mehrere Restaurants eines Gastrounternehmens vorbereiten und so auch bei den Themen Energie und Lagerhaltung viel besser wirtschaften können. Das Hofbräuhaus in München ist dafür ein Beispiel. Das hat für manche Köche auch den Vorteil, dass sie dadurch normalere Arbeitszeiten haben und der Kochberuf wieder interessanter wird.

Kann ein solches Konzept dann noch nach dem französischen Prinzip der Küchenorganisation laufen?

Ich denke, dafür muss man die gesamte Küchenplanung neu diskutieren. So etwas wie ein Mittelherdblock mit verschiedenen Stationen macht nur noch eingeschränkt Sinn. Es wird sich verstärkt in Richtung amerikanische Küchenorganisation und Line-Prinzip entwickeln. Also auch hier wieder rationeller werden. Dass vor allem bei der Kühlung, den Herden und den Waschmaschinen noch viel Potenzial zum Energiesparen besteht, wissen wir alle. Dafür muss man aber auch das Personal mitnehmen und einschulen, damit zum Beispiel Ware aus dem Kühlhaus nur einmal am Tag entnommen wird oder Kühlschränke für Getränke an Schließtagen abgeschaltet bleiben und so weiter. 

Gilt das auch abseits der Küche?

Auch dort sehe ich immer noch viele Möglichkeiten im Facility-Management. Zum Beispiel durch automatische Licht- und Heizungssteuerung, den konsequenten Einsatz von LED-Technik und die konsequente Nutzung der Möglichkeiten zur Digitalisierung. Für eine bessere Auslastung und dadurch auch ein besseres Verhältnis von Energiekosten zu Umsatz sorgt zum Beispiel die Möglichkeit, im Online-Buchungssystem Tische zweimal zu vergeben. Einmal von 18:00 bis 20:00 Uhr und einmal von 20:00 Uhr bis Lokalschluss beispielsweise. Dieses Double-Sitting, das in den USA schon normal geworden ist, werden wir jetzt auch in Österreich und Deutschland öfter sehen.

Herr Altendorfer, vielen Dank für das Gespräch!

 

Eduard Altendorfer

Eduard Altendorfer gründete bereits 1991 die Netzwerk Gruppe, wo er bis heute mit einem kleinen Team die Gastronomie und Hotellerie in Österreich und Bayern berät. Im Jahr 2009 folgte außerdem die Food & Beverage Academy, im Rahmen derer er karriereorientierte Mitarbeiter ausbildet. 2014 stieg er gemeinsam mit Paul Gürtler und Rinaldo Bortoli auch selbst wieder ins operative Gastronomie- und Hotelgeschäft ein. Er pachtete das Vier-Sterne-Hotel am Domplatz in Linz, eröffnete im gleichen Jahr das pauls küche.bar.greisslerei und im Jahr 2016 mit dem stadtliebe Speis + Schank ein weiteres Restaurant in der Landeshauptstadt. Im August 2020 fand zudem das Eröffnungsevent für das Spinnerei Design Hotel statt.

Schließen

Klicken Sie Enter um zu starten oder ESC um zu beenden.