Jubiläum

Frische 50

In nur 50 Jahren hat sich aus einem Vierkanthof von 1762 ein hochmoderner Großhändler entwickelt. Ein Rückblick auf Geschichte, Geschichten und wie KRÖSWANG über viele Jahrzehnte ein Zustellmodell für hochwertige Lebensmittel entwickeln konnte, das am Markt seinesgleichen sucht.

Wer den KRÖSWANG Firmensitz in Grieskirchen mit dem Auto ansteuert, muss nur aus dem Fenster schauen, um eine Ahnung davon zu bekommen, was das Hausruckviertel so besonders macht. Lange Hügelketten rollen im Zentrum Oberösterreichs durch eine Agrarlandschaft, deren monotone Schönheit alle paar Kilometer von den mächtigen Zweckbauten großer mittelständischer Betriebe durchbrochen wird. Das Leben hier scheint aufgeräumt und geordnet, die Bewohner heimatverbunden und ambitioniert. Und als das Navi schließlich die letzten Kurven hinauf bis zur Adresse Kickendorf 8 anzeigt, weitet sich der Blick auf knallgelbe Rapsfelder, die von ockerbraunen Ackerstreifen und sattgrün leuchtenden Nutzpflanzen-Rechtecken rhythmisiert werden wie ein kubistisches Gemälde. Gleich mehrere imposante „Vierkanthöfe“ sind in diese Landschaft gestreut wie Miniatur-Burgen. Die typische Bauform der landwirtschaftlichen Betriebe des Hausruckviertels soll sich im späten Mittelalter entwickelt haben. Vier wuchtige Mauern umschließen einen Innenhof und sind nur durch ein großes Tor zugänglich. Dabei haben sich ihre Erfinder angeblich an Wehrburgen orientiert, um sich gegen Angriffe zu schützen. Die meisten heute noch existierenden Vierkanter entstanden allerdings im 18. Jahrhundert. Damals stellte sich heraus, dass sich die Bauform ideal für die nun vermehrt arbeitsteiligen Prozesse eignete und die agrarische Erwerbswirtschaft dadurch besser organisiert werden konnte. Ein erster Schritt Richtung marktwirtschaftliches Denken.

Zurück in die Zukunft

Oft ohne es zu wissen, betreten auch Besucher der KRÖSWANG Zentrale in Grieskirchen einen 250 Jahre alten Vierkanthof. Die ursprüngliche Hofeinfahrt verschließt heute eine Eingangstür aus schwerem Holz, über der stolz die Jahreszahl 1762 prangt. Im Inneren: viel Glas, luftige Räume und konzentrierte Geschäftigkeit, die eine lange Vergangenheit auf direktem Weg mit dem Hier und Jetzt verbinden. „Wir haben versucht, die Vierkantsystematik beizubehalten, um die Identität des Gebäudes und seiner Nutzer zu bewahren“, erklärt dazu Architekt Wolf Großruck, der den ehemaligen Bauernhof in zwei Phasen bis 2021 zum modernen Firmensitz umgestaltet hat. „Nach außen gibt sich der Baukörper eher zurückhaltend. Wir wollten architektonisch bewusst kein großes Ausrufezeichen setzen, sondern lieber auf Qualität, menschliche Dimensionen und darauf, auf den zweiten Blick zu überzeugen“, erklärt er seine Überlegungen. 

Wirtschaftsboost Vierkanter

Der Architekten-Entwurf ist damit unbewusst im Einklang mit vielem, für das die Vierkanthöfe in Oberösterreich generell stehen. Die meisten sind seit Generationen in Familienbesitz und dürfen sich deshalb wie auch der Klaushof „Erbhof“ nennen. Darüber hinaus sind sie eine der Keimzellen für die vielen erfolgreichen Unternehmen im Bundesland.

„KRÖSWANG ist nicht das einzige Unternehmen, das sich aus einem solchen Vierkanthof heraus entwickelt hat“, meint dazu etwa Univ.-Prof. Dr. Ernst Langthaler vom Institut für Wirtschafts-, Sozial- und Umweltgeschichte der Johannes-Kepler-Universität in Linz. „Es spricht viel dafür, dass es einen indirekten Zusammenhang zwischen dieser speziellen Bauform und der Entwicklung Oberösterreichs zu einem Land mit starker mittelständischer Wirtschaft gibt“, meint er. Zunächst seien die landwirtschaftlichen Voraussetzungen im Donautal mit sehr fruchtbaren Böden und gemäßigtem Klima ideal für die bäuerlichen Familien gewesen: „Das war die Basis für jenen Wohlstand, der große Vierkanthöfe mit Mägden und Knechten überhaupt ermöglicht hat“, erklärt er. Parallel entwickelten sich mit Linz, Steyr und Wels erste große Industriestädte, die mit Lebensmitteln und agrarischen Erzeugnissen versorgt werden mussten. „Durch diese Entwicklungen werden die Bauern zu marktorientierten, wirtschaftlichen Akteuren, die nicht mehr allein für sich produzieren, sondern als Unternehmer für einen Absatzmarkt“.

„DAMALS SIND DIE LEUTE AUF EIN HENDL GEGANGEN WIE HEUTE AUF EIN STEAK.“ (AUGUST OBERNDORFER, OBERNDORFER WIRT, SCHMIDING)

Aus Mast wird Handel

In dem sich dadurch entwickelnden Klima unternehmerischen Denkens wirtschaftet auch Familie Kröswang: „Meine Schwiegereltern waren definitiv keine Großbauern“, betont zwar Elisabeth Kröswang, die mit ihrem Mann Manfred den Lebensmittelgroßhändler 1974 gründete. „Es gab sicher keine Knechte, Mägde oder Angestellte. Mein Schwiegervater hat sich aber stark für die neuen technischen Möglichkeiten in der Landwirtschaft interessiert. Das hat auch meinen Mann Manfred beeinflusst“, erinnert sie sich.

Der schon immer unternehmerisch denkende KRÖSWANG Gründer setzte nach einigen gescheiterten Versuchen, Märkte für neue Feldfrüchte zu erschließen, am Ende auf die Hendlmast. „Weil kaum Geld da war, hat er dafür mit einem Freund sogar eine Schlachtanlage selbst zusammengebaut“, erinnert sich Ehefrau Elisabeth an die frühen 1970er. „Der Strukturwandel setzte den Landwirten damals erstmals zu. Der Selbstversorgungsgrad war mittlerweile sehr hoch. Es wurden Überschüsse erwirtschaftet und der Preisdruck stieg. Die Bauern versuchten also Nischen zu finden“, erklärt dazu Professor Langthaler. „Die Umstellung auf die Hendlzucht ist typisch für diese Periode des 20. Jahrhunderts. Denn mit dem wachsenden Wohlstand wurde Fleisch essen alltäglich.“

Davon profitierte mit den sogenannten „Hendlstationen“ in den 60er und 70er Jahren auch eine ganz neue gastronomische Gattung. „Wir sind mit den Hendln groß geworden“, lacht etwa August Oberndorfer, der mit seiner Frau Berta auf der lichtdurchfluteten Terrasse des Oberndorfer Wirt in Schmiding Platz genommen hat. Heute führen den Gasthausklassiker längst Sohn Hannes und seine Frau Sieglinde – mit Florian und Hanna steht sogar die dritte Generation schon in den Startlöchern. „Damals sind die Gäste auf ein Hendl gegangen, wie heutzutage Steak essen“, erinnert sich der ehemalige Sparten-Obmann für Tourismus und Freizeitwirtschaft Oberösterreich. „Ein halbes Brathendl, das war etwas Feines und Besonderes für die Menschen“, schildert er und Ehefrau Berta ergänzt: „Wir haben immer nur die besten Zutaten verwendet. Das war lange ein richtiger Boom bei uns in der Region.“

Einziges Problem: Es gab zu wenig Ware. „Ich bin einer der ersten KRÖSWANG Kunden geworden, weil ich in dieser Zeit ständig nach neuen Bezugsquellen suchen musste“, erzählt Oberndorfer. „Schließlich bin ich zum Klaushof gefahren und habe mir dort die Schlachtbahn angesehen. Manfred Kröswang sen. konnte uns die Hendln dadurch gleich küchenfertig anbieten. Er war ein echter Pionier auf diesem Gebiet“, erinnert sich der Wirt. Die Geschäftsbeziehung mit KRÖSWANG hält bis heute. Auch Sohn und Tochter bestellen in Grieskirchen. „Das Sortiment ist selbstverständlich viel breiter, aber die Basis die gleiche. Was KRÖSWANG schon immer ausgemacht hat, sind Qualität, Service und wirklich gute Mitarbeiter“, fasst Oberndorfer zusammen.

Sein Gebietsleiter über viele Jahre: Hans Aumüller, der mittlerweile selbst schon in Pension ist. „Ein Freund hat mich Herrn Kröswang sen. empfohlen. Ich wurde eingestellt und konnte als Frische-Lieferant mit dem LKW selbstständig zu Kunden fahren – Fleischern zum Beispiel, Gasthäusern, den Gesundheitseinrichtungen in Bad Schallerbach und manchmal sogar Hausfrauen“, schildert er diese Anfangszeit. Vorbestellungen gab es noch keine. Deshalb habe er sich einfach mit dem vollen LKW auf den Weg gemacht und Abnehmer gesucht, erzählt er von den wilden Anfängen des sogenannten Fahrverkaufs.

Vorteil Zustellung

Das Besondere bereits zu dieser Zeit: Jeder Kunde, der einmal gekauft hatte, wurde wöchentlich angefahren. Das bedeutete Service und Verlässlichkeit, die in den 1970ern völlig unbekannt waren: „Das hat außer uns niemand anderer gemacht“, bestätigt Aumüller: „Zusätzlich war die Frische der Lebensmittel schon sehr wichtig. Wir hatten sogar einen Hackstock am LKW, um die Ware für die Kunden direkt zu portionieren.“

In einer frühen Unternehmensphase sind damit bereits alle zentralen Elemente des „Systems KRÖSWANG“ angelegt: bestmögliche Qualität, absolute Frische und direkte Zustellung bis ins Kühlhausregal. Was noch fehlte, war laut dem heutigen Firmenchef Manfred Kröswang jun. eine professionell funktionierende Logistik. Die lernte das junge Unternehmen in den nächsten Jahren durch eine Vertriebspartnerschaft mit dem Vorarlberger Großbäcker Ölz, dessen Waren in Oberösterreich bis 1990 durch KRÖSWANG ausgefahren wurden: „Diese Kooperation war einer der wesentlichen Gründe, warum meine Eltern ein Einzelunternehmen gründeten, Verwaltungsstrukturen aufbauten und Abläufe systematisierten“, erklärt der KRÖSWANG Chef, wie wichtig dieser letzte Baustein für das Erfolgsmodell des Unternehmens war. Danach ging es stetig bergauf. Die Ölz-Partnerschaft und der KRÖSWANG Fahrverkauf liefen noch bis 1990 parallel. Dann wurde die eigene Firma selbst zu erfolgreich. Neue Produkte für die Gastronomie kamen hinzu und mit TIAG kaufte man eine erste Firma, was Angebotspalette, Mitarbeiterstamm und Fuhrpark damals erheblich vergrößerte. Das Wachstum brachte nun auch erste Krisen mit sich. PERO Hühnerland, ein Konkurrent aus dem Raum Wien, wollte etwa mit Kampfpreisen in Oberösterreich Fuß fassen: „Unser damaliger Chef ist solchen Konflikten nie aus dem Weg gegangen“, erinnert sich Vertriebler Hans Aumüller an diese Phase. Also mietete er kurzerhand ein viel zu großes Lager in Wiener Neudorf, um selbst der ungeliebten Konkurrenz im Osten des Landes das Leben schwer zu machen. Die Hallen mussten zwar bald wieder aufgegeben werden. Dennoch markiert die Episode aber den Beginn der Expansion in die Bundesländer. Denn schon wenige Jahre später gab es KRÖSWANG in ganz Österreich.

„DIREKTZUSTELLUNG MIT KÜHLRAUM-SERVICE: DAS HAT AUSSER UNS DAMALS NIEMAND GEMACHT.“ (HANS AUMÜLLER, EHEM. VERTRIEBSMITARBEITER, KRÖSWANG GMBH, GRIESKIRCHEN)

Projekt Neustart

Die Existenzfrage stellte sich für das Unternehmen nach einem Herzinfarkt des Gründers schnell erneut. „Ich war damals vielleicht 17 oder 18 Jahre alt und es stand wohl ein Verkauf zur Debatte. Also haben meine Eltern mich gefragt, ob ich mir vorstellen kann, die Firma zu übernehmen“, erzählt Manfred Kröswang jun. Er sagte ja und stieg 2002 nach dem WU-Studium mit erst 24 als Standortleiter des gerade neu gebauten größten Lagers im niederösterreichischen Böheimkirchen in die Firma ein. „Natürlich war das hart für mich“, gibt er zu. Für seine Diplomarbeit hatte er sich die Prozesskosten der Firma genau durchgerechnet und kannte alle Fehlentwicklungen. Gleichzeitig war er von älteren Mitarbeitern umgeben, die seine neuen Ideen nicht immer mit ihm teilen wollten. „Ich bin damals an meine persönlichen Grenzen gegangen“, sagt er über diese Zeit im Rückblick.

Doch der junge Chef bleibt am Ball, installiert erstmals eine breit aufgestellte Führungsmannschaft und systematisiert Schritt für Schritt alle Prozesse. Im Zuge dessen arbeitet er auch die Vorteile des „Systems KRÖSWANG“ gegenüber den konkurrierenden C&C-Märkten immer genauer heraus: „Die Einkäufer eines C&C-Markts ordern Ware und stellen sie ins Regal. Und dann schaut man, ob sich die Ware verkauft“, erläutert er den Unterschied: „Unsere Ursprünge als Unternehmen sind dagegen eng mit direkter Zustellung und Lieferzuverlässigkeit verknüpft. KRÖSWANG Kunden sehen die Ware vor der Bestellung nie. An der Qualität der Produkte und am perfekten Service dürfen also nie Zweifel aufkommen. Deswegen reden vor Produktentscheidungen bei uns Einkauf, Logistik und Vertrieb mit. Außerdem sind Qualität sowie Lieferzuverlässigkeit für uns wichtigere Kriterien als der Preis.“ Genau dieses Denken sei die Basis für über 300 Millionen Euro Umsatz im Jahr.

Erfolgsrezept Regionalität

Ermöglicht wird diese Herangehensweise allerdings erst durch heimische Lebensmittelerzeuger wie Wech. Sie sind der Garant dafür, dass KRÖSWANG sein Qualitätsversprechen wirklich einlösen kann. Ähnlich wie beim Kärntner Geflügelspezialisten bestehen die Lieferbeziehungen zu den meisten dieser heimischen Familienbetriebe seit zig Jahren. „Unsere Partnerschaft funktioniert seit über 25 Jahren bestens“, berichtet etwa Wech-Geschäftsführer Dr. Karl Feichtinger: „Heute ist KRÖSWANG nicht nur unser umsatzstärkster Großhändler, sondern auch eine jener Firmen, die sich ganz intensiv für regionale Qualität einsetzen“, freut er sich. Denn Qualität wäre für Wech der einzige Weg, wirtschaftlich erfolgreich zu bleiben. „Wir haben bei Huhn und Pute in Österreich die restriktivsten gesetzlichen Rahmenbedingungen überhaupt. Wir sind zum Beispiel das einzige EU-Land mit einer genau geregelten Besatzdichte. Mit den Billiganbietern am Weltmarkt können wir dadurch nicht mithalten“, meint Feichtinger realistisch. Zudem habe sich bei breiten Konsumentenschichten längst eine neue Haltung durchgesetzt. „Der Trend zu regionalen Produkten, Tierwohl und Qualität ist ungebrochen. Trotz höherer Preise merken wir, dass der Bedarf steigt. Wir können ihn als Lebensmittelproduzenten übrigens auch leicht decken“, nimmt er den Zweiflern bezüglich Versorgungssicherheit gleich den Wind aus den Segeln. Nur dass in der Gastronomie oft noch nicht gekennzeichnet werde, woher Lebensmittel kommen, sei für ihn noch ein Problem. „Die Forderung der Gäste nach hochwertigen, regionalen Produkten wächst unaufhaltsam. Deswegen sollten sie auch in der Gastronomie darüber informiert sein, woher die Zutaten in ihren Gerichten wirklich kommen.“

Topgastronom Thomas Altendorfer ist einer derjenigen, die aus diesen Gründen freiwillig in die Speisekarten schreiben, dass beispielsweise in seinen OX Steak and Grill Restaurants nur österreichisches Premium-Rind auf die Teller kommt. „Wir können in der Systemgastronomie nur noch über die Qualität wachsen“, ist er sich sicher: „Der Preis ist nicht ganz so wichtig. Eher kommt es noch auf gutes Personal an.“

Bei KRÖSWANG bestellt er schon, seit er seine Gastrokarriere 1990 in der Manglburg in Grieskirchen gestartet hat. Vor über 30 Jahren fuhr Altendorfer sogar manchmal selbst zum Klaushof, um Ware abzuholen. Heute wünscht er dem Unternehmen von Manfred Kröswang viel Erfolg bei der weiteren Expansion. Wenn sie mit Bedacht geschehe, seien nach oben keine Grenzen gesetzt, ist er überzeugt.

Eines ist trotz Umsatzrekorden und nagelneuem Standort in Deutschland aber jetzt schon sicher: Um dem ­KRÖSWANG Chef zum nächsten Jubiläum zu gratulieren, wird man immer einen Vierkanthof aus dem 18. Jahrhundert ansteuern müssen.

„ICH FINDE GUT, DASS SICH KRÖSWANG SO INTENSIV FÜR REGIONALE QUALITÄT EINSETZT.“ (DI DR. KARL FEICHTNGER, GESCHÄFTSFÜHRER, WECH GEFLÜGEL GMBH, KÄRNTEN)

Schließen

Klicken Sie Enter um zu starten oder ESC um zu beenden.