GASTRO OASEN

Mehr Platz wird dank auf Abstand bedachter Gäste heuer zum Erfolgsfaktor schlechthin. Im Innenbereich sind viele Gastronomen dabei schon am Limit. Draußen aber gilt es noch Potenzial zu heben. FRISCH gibt Tipps, wie Außenbereiche gewinnbringend genutzt werden können.

Betrieb

Das Ambiente einladend, die Sitze gemütlich, die Atmosphäre entspannt:  Urlaubsgefühle werden wach – und doch ist´s nur ein Kurzbesuch im schattigen Gastgarten oder auf der sonnigen Restaurantterrasse des Lieblingswirts. Speziell in Städten zieht es immer mehr Menschen in den öffentlichen Raum. Plätze, Parks und Restaurantterrassen sind die neuen Wohnzimmer – ganz so, wie man es aus dem Süden kennt. Ein Trend, den die letzten Monate noch verstärkt haben. Draußen fühlen sich die Gäste nicht nur freier, sondern auch sicherer.

Gastronomen können von dieser Entwicklung profitieren, wenn sie konsequent und professionell Möglichkeiten nutzen, ihr gastronomisches Angebot nach draußen zu verlagern. „Freiluft-Gastronomie übernimmt, speziell in den Innenstädten, zunehmend eine gesellschaftliche Funktion. Der Einzelhandel verlagert sich rasant ins Digitale und braucht weniger Flächen in City­lagen, Fußgängerzonen und Einkaufszentren. Cafés, Bars, Imbisse und Restaurants werden vor diesem Hintergrund auch für die Stadtplanung immer wichtiger, weil sie mit entsprechender Bestuhlung und Loungemöbeln für Besuchsanlässe sorgen und so die Innenstädte beleben können“, nennt Detlev Reiner, Head of Key Account Management beim Online-Möbelhändler Go In gleich mehrere Argumente, sich genau jetzt Gedanken über die maximale Nutzung von zur Verfügung stehenden Freiflächen zu machen.

Größeres Flächenangebot

Als Konsequenz haben mehrere Städte deshalb ihre Bereitschaft signalisiert, zu günstigen Konditionen mehr Raum für Gastroflächen zur Verfügung zu stellen. Wer so die Möglichkeit bekommt, zu erweitern, sollte sie auch nutzen, meint Thomas Koch, Inhaber der Firma Terrassenprofis. „Egal, welche Größe der Betrieb hat, Outdoor-Aktivitäten lohnen sich immer“, weiß er aus Erfahrung. Doch wie eine Schwalbe noch keinen Sommer macht, so sorgen lieblos platzierte Stühle und Tische noch nicht für einen einladenden Gastgarten. Für ein gemütliches Beisammensein tut's der öffentliche Park auch. „Das Gastrogeschäft an der frischen Luft ist kein Selbstläufer“, mahnt so auch Go In-Vertriebsexperte Reiner: „Weil das Angebot steigt, kommt es umso mehr darauf an, Gästen ein besonderes ‚Outdoor-Erlebnis‘ zu bieten und sich hervorzuheben. Ein paar schlichte Stühle und Tische vor die Tür und fertig? Das wird in vielen Fällen nicht mehr reichen.“ Die Herausforderung besteht laut Go In darin, einen „Erlebnisraum“ zu schaffen und nicht nur eine möglichst dicht gedrängte Bestuhlung aufzubauen.

Eine moderne, attraktive Außengastronomie braucht ein stimmiges Gesamtkonzept, stimmt Reiner auch Architekt Robin Heather vom Design- und Architekturstudio Aberja zu: „Es sollten alle kompositorischen Mittel im übergeordneten Zusammenhang gesehen werden, vom Design angefangen über Materialien, Farben, Licht und Akustik bis hin zum Raumgefühl.” Zu wenige Betriebe würden sich genau darüber aktuell schon Gedanken machen, findet auch Reiner: „Der Außenbereich ist eigentlich die Visitenkarte für den gesamten Betrieb. Trotzdem ist die Gestaltung momentan oft noch zu einheitlich. Bisweilen unterscheiden sich benachbarte Cafés und Restaurants nur durch die Farbe der Sonnenschirme voneinander. Mit einer individuellen Außendarstellung aber können Betriebe punkten und Gäste gezielt anziehen.“

Thomas Koch sieht das ähnlich: „Die Qualität eines Betriebes wird nicht zuletzt daran gemessen, was er „draußen“ zu bieten hat. Ein ansprechender Biergarten oder eine attraktiv gestaltete Terrasse sind Treffpunkte mit hohem Sympathiewert, dem sich kaum jemand entziehen mag.“ Im besten Fall können sie Gäste zum ungeplanten Besuch veranlassen. Denn der erste Eindruck zählt.

Um sich Misserfolge zu ersparen, ist es hilfreich, sich nach Abklärung aller rechtlichen Fragen noch vor der Planung zu überlegen, was mit dem neuen Gastgarten erreicht werden soll. Dementsprechend leiten sich weitere Schritte ab. Terrassenprofi Koch: „Ein professionelles Terrassengeschäft bedeutet oft, einen zweiten Betrieb zu führen und diesen auch als solchen zu sehen. Nur wer das erkennt, wird diesen Bereich auch erfolgreich und profitabel betreiben.“ Das kann auch bedeuten, draußen ein etwas anderes Angebot zu haben als drinnen. Bei Einrichtung und Design sollte es aber jedenfalls optische Brücken vom Drinnen zum Draußen geben. Detlev Reiner von Go In: „Natürlich lässt sich nicht alles eins zu eins ins Freie übertragen – aber für die Selbstähnlichkeit vor der Tür lassen sich Rückschlüsse ziehen.“

Schlüssig und durchgängig

Bestenfalls handelt es sich beim Außenbereich um eine smarte Verlängerung des Innenbereichs, bei der beide Bereiche ineinanderfließen. In Sachen Optik empfehlen Experten jedenfalls Stringenz. Soll heißen: Stil und Qualität des Außenbereichs orientieren sich am bereits Vorhandenen. Die Outdoor-Möblierung bietet dafür in Sachen Optik und Haptik heute ganz neue Möglichkeiten, weil sie sich dank neuer, wetterfester Textilien dem Innenraum-Interieur immer mehr angleicht. Auch der Einsatz von Accessoires wie Pölstern, Decken, Fellen und dekorativen Designobjekten geht in diese Richtung.

Bei der Auswahl von Tischen und Stühlen sollte man sich aber nicht nur von eigenen Vorlieben leiten lassen, sondern vor allem vom Betriebstyp und vom Konzept. Ein Straßencafé, das von vielen Einzelgästen frequentiert wird, benötigt logischerweise kleinere Tischgrößen als ein Restaurant mit hohem Speisenanteil und vielen Besuchergruppen. Um ungenutzte freie Plätze zu vermeiden und die Auslastung zu erhöhen, rät Experte Koch, die Fläche in verschiedene Bereiche einzuteilen: „Oft kommen Gäste nur zu zweit. Ein Pärchen an einem Sechsertisch blockiert aber wertvolle Kapazitäten.“ Bei Biergarten-Garnituren wiederum seien Gäste weniger gehemmt, auch mit fremden Menschen zusammenzusitzen.

Verschiedene Möbelvarianten ermöglichen zudem, auf Terrassen unterschiedliche Aufenthaltszonen zu schaffen. Loungemöbel sorgen für einen Wohnzimmercharakter und helfen, den Speisebereich schneller für neue Essensgäste freizubekommen, dabei das Digestif- und Bar-Geschäft nicht zu verlieren. Sie nehmen allerdings auch mehr Fläche in Anspruch. Mit Sicherheit gilt: Je gemütlicher der Aufenthaltsbereich, desto länger bleiben die Gäste. Wobei es abzuwägen gilt, ob sich der längere Aufenthalt dann auch tatsächlich im Umsatz niederschlägt oder die Fläche nicht durch anderes Mobiliar besser genutzt wäre. Zum Beispiel durch einen bewährten Klassiker: „Stehtische sind wie Thekenplätze: guter Umsatz auf kleinster Fläche, zwangloser und dabei sehr kommunikationsfördernd“, so Koch.

Bei der Wahl der Möbel sollten neben Materialität und Farbe folgende Faktoren berücksichtigt werden: Qualität, Stabilität, Handhabe, Stapelbarkeit, Gewicht, Größe, Belastbarkeit, Witterungs- und UV-Beständigkeit. So sollten die Möbel beispielsweise bei Wind stabil an Ort und Stelle bleiben, bei Schönwetter aber auch nicht zu schwer zum Verrücken sein. Nicht alles, was gut aussieht, ist auch gastronomietauglich, weiß Koch.

Bei der Platzierung der Möbel ist auf die Laufwege für Gäste und Personal zu achten. Lange Laufwege kosten Zeit und Geld, weshalb der Weg von der Küche zum Gast möglichst kurz und hindernisfrei gestaltet werden sollte. Auch Abstellflächen für Besteck, Servietten und Speisekarten müssen unbedingt sinnvoll eingeplant werden. Ab einer bestimmten Terrassengröße oder bei langen Servicewegen bietet sich außerdem eine externe Servicestation an. Wer hier investiert, sollte dann aber auch ein spezielles Angebot machen, das es nur auf der Terrasse gibt und das leicht zuzubereiten ist.

Licht und Schatten

Nicht unterschätzen sollten Gastronomen außerdem den Faktor Beleuchtung nach Sonnenuntergang. Licht setzt nicht nur Speisen und Gäste in Szene, es erzeugt Gemütlichkeit und signalisiert schon von Weitem ein geöffnetes Restaurant. Besondere Eyecatcher sind Leuchtmöbel, Lichterketten, Lampions oder eine leuchtende Bar. Generell gilt auch hier: Die Beleuchtung sollte zum Betriebstyp passen. Während es in einer Bar durchaus schummrig sein darf, sollte es im klassischen Restaurant-Bereich heller  sein. Einige Hersteller haben heute Produkte im Angebot, die sich sogar individuell an den Anwendungszweck anpassen lassen. Die Sonnenschirmbeleuchtung „Lume-1“ von Weba ist beispielsweise dank Akku überall einsetzbar, lässt sich stufenlos dimmen und per Fernbedienung auf farbig-aufsehenerregendes oder warm-weißes Stimmungslicht einstellen.

Und wenn sowieso die Sonne scheint?  Dann ist ein funktionierender Sonnenschutz das Um und Auf. Doch auch dabei geht es um mehr, so Koch: „Neben der Funktion als Schutz vor Sonneneinstrahlung oder bei Regen werten Schirme durch ihr prägnantes, weit sichtbares Erscheinungsbild den optischen Gesamteindruck von Terrassen nachhaltig auf.“ Die Sonnenschirme sollten folglich farblich auf das Konzept abgestimmt sein. Billige Werbeschirme passen heute nur noch selten ins Bild. Eher entscheiden sollten sich Gastronomen für großflächige Markisen oder professionelle Sonnenschirm-Systeme. Damit haben auch die typischen Betonfüße ausgedient, die schon Abermillionen Gäste als Stolpersteine abgespeichert haben. Die Großschirme haben heute noch viele andere Vorteile. Sie spenden nicht nur Schatten für mehrere Tische und sind damit platzsparender. Die meisten sind auch für den Allwetter-Einsatz konzipiert und machen die Außenfläche auch an schlechteren Tagen nutzbar. „Imposante Großschirme werden immer ein wichtiger Teil der Gesamtlösung auf der Terrasse sein“, unterstreicht auch Terrassenprofi Koch deren Wichtigkeit. „Damit signalisiert man den Gästen: Hier sitzt man wetterunabhängig und gut geschützt gemütlich im Freien.“

rmespender

Wer sich guten Umsatz im Freien auch bei schlechtem Wetter sichern möchte, investiert zusätzlich in Wärmespender. Decken und Felle anzubieten, ist zwar sympathisch, wird an kühlen Sommertagen aber nur eingeschränkt für Behaglichkeit sorgen. Auch Kissen halten Kälte nur bedingt ab, außer sie sind beheizt. Das Restaurant Gendarmerie in Berlin Mitte beispielsweise setzt auf Heizkissen mit wiederaufladbarem Akku, der das Kissen im Nu auf wohlige 40 Grad Kerntemperatur wärmt. Es geht sogar noch ausgefeilter: Die Kissen heatme Professional verfügen beispielsweise über ein intelligentes Sensorsystem. Sie beginnen erst dann zu heizen, wenn man sich daraufsetzt. Zwei Minuten nach dem Aufstehen schalten sie sich wieder ab. Es gibt sie als Einzelplatz-Kissen sowie für Bänke, mit oder ohne Rückenteil. Man kann aber auch selbst basteln, wie der Berliner Gastronom Mirko Meuche. Seine „Heizung für den Hintern“ hat er mit einem befreundeten Installateur letztes Jahr entwickelt: Ausrangierte Heizkörper wurden in liegender Position in maßgeschneiderte Holzbänke integriert und mit warmem, frostschutzsicherem Wasser aus einem propangasbeheizten Tank auf der Terrasse seines Restaurants März in Prenzlauer Berg gespeist. Mit 25 auf 50 Grad beheizten Sitzbänken konnte Meuche so 50 zusätzliche Plätze draußen schaffen und damit trotz reduzierter Tischzahl im Inneren seinen Umsatz halten.

Wer eine komfortablere Lösung bevorzugt, setzt auf wetterfeste Wärmesysteme auf Basis von Infrarot-Technologie. Mittels Infrarotheizung ist es möglich, auf Knopfdruck innerhalb von wenigen Sekunden und zielgerichtet angenehm warme Bereiche zu schaffen. Gegenüber den klassischen und meist sperrigen Heizpilzen haben sie den Vorteil, platzsparend und energieeffizienter zu sein. Während gasbetriebene Heizpilze die Umgebungsluft erwärmen, wärmt Infrarot nur die unter der Wärmequelle befindlichen Personen. Außerdem bleibt die Wärmestrahlung auch bei Wind vollständig erhalten. Koch zufolge sind die Kosten überschaubar und zudem auch sehr genau kalkulierbar: „Rechnen Sie mit ungefähren Kosten von 4 bis 5 Cent pro Sitzplatz in der Stunde.“ Zudem können die Geräte viel flexibler eingesetzt werden: Möglich ist, sie an der Wand, am Dach, der Pergola, der Markise oder dem Sonnenschirm zu befestigen. Zusätzlich kann es natürlich hilfreich sein, je nach Ausrichtung des Außenbereiches eine Windschutzanlage zu installieren.

Mit entsprechenden Maßnahmen im Bereich Wetterschutz und Beheizung und einem Investment in wetterfestes, hochwertiges Mobiliar lässt sich das Freiluftgeschäft deutlich in die Länge ziehen. Eine Kosten-Nutzen-Rechnung kann helfen, herauszufinden, wann sich mögliche Mehrkosten amortisieren. Im Sinne der Wirtschaftlichkeit sei es laut Koch heute geradezu eine Notwendigkeit, „die Absatzrückgänge des „Sommerlochs“ durch eine Außenbewirtschaftung aufzufangen oder so zusätzliche Umsätze zu erwirtschaften.“ Corona hat das nur allzu gut verdeutlicht.

Wie sich verstärkte Hygienemaßnahmen mit Wetterschutz verbinden lassen hat das Mediamatic Eten in Amsterdam letztes Jahr auf kreative Weise gezeigt: An der Mole vor dem Gebäude wurden fünf Mini-Glashäuser mit Platz für zwei bis drei Personen aufgestellt und pro Abend mit zwei Timeslots bespielt. Im südhessischen Hotel Restaurant Poststuben wurde die Idee gleich kopiert: Die Eigentümer schafften sich 6 m² große, gläserne Gewächshäuser mit zwei Dachöffnungen und platzsparender Schiebetür an. An kühlen Tagen sorgen Infrarotstrahler für wohlige Wärme, abends Lichterketten für eine heimelige Stimmung. Der Kellner bleibt vor der Türe stehen und reicht die Bestellungen ins Häuschen. Solch radikale Konzepte sind zum Glück nicht mehr nötig. Sich mehr Gedanken, über die bessere Nutzung der Außenflächen zu machen, aber sehr wohl. 

Umsatzbringer

Sieben kurze Tipps für eine lange und profitable Draußen-Saison.

1 – Smarte Übergänge

Die Optik muss auch outdoor zum Gesamtkonzept passen. Vom identischen Blumendekor über die Tischausstattung, wie gleichen Kerzenständern und Tischdecken, bis hin zur Farbe der Sitzkissen lassen sich mit Möbeln und Ausstattung visuelle Brücken zwischen drinnen und draußen schaffen.

2 – Flexible Angebote

Ein Mix aus klassischer Bistrobestuhlung und bequemen Loungemöbeln, High Tops, Bistrotischen für kurzen Aufenthalt oder Outdoor-Tischen für mehrere Personengruppen bricht das oft sehr einheitliche Bild auf. Natürlich angepasst an Platz und Kapazität. Tipp: Mit Stühlen und Elementen arbeiten, die sich flexibel gruppieren lassen.

3 – Clevere Mischung

Die Basis sollten immer hochwertige, wetterfeste und robuste Outdoor-Möbel sein. Wer dazu einen Vintage-Sekretär als Station, einen Bauernschrank für die Gläser oder die gute alte Hollywood-Schaukel kombiniert. macht aus seiner Freifläche einen echten Hingucker, der neue Gäste anzieht.

4 – Sinnvolle Sichtachsen

Eine Freifläche ganz offen zu planen, birgt die Gefahr von zu viel Wind. Schutz bieten Windwände. Sie sollten aber so eingesetzt werden, dass potenzielle Gäste von außen noch hineinschauen können. Deswegen Schutzwände sorgsam auswählen und aufstellen, damit sie nicht zu hermetisch abschirmen.

5 – Natürliches Ambiente

Pflanzkübel sollten draußen für grüne Akzente sorgen und gleichzeitig Sicht- und Windschutz bieten. Hängende Pflanzkörbe oder hochkant aufgestellte Holzpaletten mit Begrünung sorgen dabei für natürliches Wohlgefühl. Extratipp: Bambus ist immergrün und wächst schön dicht – perfekt für Frühjahr und Herbst.

6 – Mehr Sichtbarkeit

Der Außenbereich funktioniert wie eine große Werbetafel. Das sollte man bewusst nutzen. Wer zum Beispiel das Anrichten oder eine Cocktail-Station nach draußen verlagert, macht auf sich aufmerksam. Viele Betriebe verwenden auch Ausstattungsgegenstände wie Schirme für die Eigenwerbung. Hier lohnt es sich, individuelle Co-Branding-Möglichkeiten bei Lieferanten wie Brauereien zu erfragen!

7 – Praktische Tools

Die Speisekarte via QR-Code am Tisch aufs Smartphone zu bekommen, spart Wege und Zeit fürs Personal. Auch digitales Bezahlen schätzen immer mehr Betriebe, weil es die Wartezeiten, bis die Rechnung kommt, reduziert. Moderne Kassensysteme bieten in der Regel auch mobile Devices mit Bondrucker an, die saisonal dazugebucht werden können.

Interview

INTERVIEW

„Die Außengastro ist ein Gästemagnet.

Wer die Außengastronomie als Teil des Ganzen sieht, hat schon den richtigen Weg eingeschlagen, sagt Hanna Raissle, Expertin für Hotel- und Restaurant-Design. Wie man die Identität seines Hauses im Außenbereich spürbar macht, erzählt sie im FRISCH Interview.

Was macht eine Terrasse zum Gästemagneten, Frau Raissle?

Genau wie im Innenraum ist jeder gut beraten, der mit Plan und kreativen Ideen an den Start geht. Natürlich gibt es nicht „die“ Außengastronomie. Von klein bis groß, von stylisch bis romantisch ist unendlich viel möglich. Welche Möbel wohin passen, hat mit dem Bedürfnis der Wunschgäste zu tun. Dazu kann es keine pauschale Antwort geben. So haben beispielsweise Loungemöbel mit höheren Sitzflächen zum bequemeren Essen einen Platz in vielen Gärten und Terrassen erobert. Doch Loungemöbel sind ausladend und machen nur dort Sinn, wo kein Platz für andere Bestuhlung fehlt. Einfach nur „weil man das heute so hat“, ist noch kein Grund für deren Anschaffung. Mein Tipp ist, mit Gegensätzen zu spielen und Zonen mit unterschiedlicher Möblierung zu schaffen. Das lockert auch große Bereiche auf und schafft Gemütlichkeit.

Möbel alleine machen noch keinen gelungenen Außenbereich. Was gehört noch dazu?

Wichtig ist, Räume zu schaffen, beispielsweise durch Pflanzen, Mauern oder Trennelemente. Terrasse und Garten leben durch die Bepflanzung. Sie schafft Nischen und angenehme Winkel. Pflanzen spenden Schatten und ein wohltuendes Feeling. Mit großen dekorativen Pflanzen kann man wunderschöne mobile Gärten gestalten. Hochwertige Töpfe aus einer Kollektion und in einer Farbe sind eine perfekte Basis, um die Pflanzen gut zur Wirkung zu bringen. Wer stilsicher ist, kann dazu schöne Unikate kombinieren. Ich empfehle, besser große und weniger Gefäße einzusetzen. Das hat mehr Klasse. Mein Tipp: Großgefäße nicht direkt bepflanzen, sondern flexible Einsätze verwenden. Das erleichtert den Austausch, sollte etwas kaputt gehen. Natürlich kommt es auch bei der Wahl der Gefäße und Pflanzen auf die Art des Betriebes an. Ein stylisches Haus wirkt mit hochwertigen eckigen Gefäßen nur mit Gräsern bepflanzt perfekt. In einem romantischen Landgasthof hingegen erwartet man eine Fülle von Blumen und Pflanzen.

Was halten Sie von Accessoires?

Alles muss zu allem passen. Möbel, Sonnenschutz, Mauern, Zäune, Boden, Pflanzen, Gefäße und natürlich Accessoires sollten abgestimmt sein. Zum Glück sind vielerorts die üppigen Dekoelemente verschwunden. Dennoch lohnt sich ein kritischer Blick auf die Accessoires, um nicht mit einem Zuviel die Stimmung zu verderben. Ich empfehle farblich abgestimmte Kissen und Decken. Ein sorgfältig ausgewähltes Gefäß als Windlicht oder für Blumen ist in der Regel genug.

Wie geht man mit den vielen unterschiedlichen Lichtsituationen während des Tages bestmöglich um?

Zwischen zu hell und zu dunkel kann man eine Menge Fehler machen. Unbewusst fühlen wir uns in adäquaten Lichtverhältnissen am wohlsten. Wenn es tagsüber die Sonne zu gut meint, sind große Schirme, Sonnensegel oder Markisen allemal schöner und zweckmäßiger als die noch immer gebräuchlichen Minischirmchen, die jeder Windstoß zum Umkippen bringt und die nur bedingt Schatten spenden. Mit Großschirmen kann außerdem die Outdoor-Saison verlängert werden. Es gibt bereits Modelle mit Beleuchtung und integrierter Infrarotheizung. Ich rate jedenfalls die Farbe des Sonnenschutzes zu testen. Manche dunkleren Farben verdüstern oftmals einen strahlenden Sonnentag. Helle Farben und Blautöne wirken meist sehr angenehm. Problematisch wird es meist zur Dämmerung.

Am Abend bevorzugen Gäste romantisches warmes, gedämpftes Licht. Kann man allerdings die Speisekarte nicht mehr lesen, dann ist es eindeutig zu dunkel. Das Licht im Outdoor-Bereich verdient also die Fähigkeiten eines Profis. Als Faustregel gilt, Lichträume zu schaffen, also beispielsweise Hecken und Wände beleuchten, um Tiefe in den Raum zu bekommen. Ebenso muss für Trittsicherheit und ausreichend warmes Licht im Servicebereich gesorgt werden. Auf den Tischen ist ein Windlicht eine beliebte Art der Beleuchtung. Neuerdings gibt es leistungsstarke, dekorative Akkuleuchten, die ein angenehmes Licht am Tisch erzeugen, ohne die romantische Stimmung zu zerstören.

Was tun, wenn es kalt wird?

Wärme ist das Um und Auf. Wer fröstelt, verliert die Lust auf ein Dessert. Heizung ist also ein wichtiges Thema, um die Abende und Outdoor-Saison zu verlängern und den Außenbereich auch bei schlechterem Wetter nutzen zu können. Wobei Heizung und Windschutz beispielsweise durch Mäuerchen, Glaswände oder berankte Wände zusammengehören. Mit einem Glasdach wiederum kann man eine Wintergartenatmosphäre schaffen und die Outdoor-Zeit deutlich verlängern. Für viele Gastonomen kann das eine sinnvolle Investition sein. In diesen Bereich spielt auch das Thema Feuer mit hinein. Mit kleinen, richtig platzierten Maßnahmen lässt sich hier viel erreichen. Feuer – egal ob durch Holz, Gas, Wasserdampf oder Ethylen erzeugt – zieht Menschen magisch an. Das gilt für Fackeln und große Feuerschalen ebenso wie für mobile wie fest installierte Grill-, Back- und Feuerstellen. Aber Achtung: Vorher unbedingt mit den örtlichen Brandschutzbeauftragten sprechen.

Was halten Sie von Decken und Kissen?

Die sind inzwischen ein MUSS in der Outdoor-Gastronomie. Sie schaffen alleine durch die Materialität ein Gefühl von Wärme und Wohlbefinden.

Was ist bei der Wegeführung zu beachten?

Gäste lenken ist eine Kunst, drinnen wie draußen. Wir Menschen haben das Grundbedürfnis, uns schnell orientieren zu können. Findet man den Zugang zum Garten oder zur Terrasse schlecht, macht schon mal der eine oder andere Gast kehrt. Oft kommt er nie wieder.

Ebenso sind Stolperschwellen unbedingt zu vermeiden. Ein Absatz, der tagsüber einfach nur hübsch ist, könnte nachts manchen Gast zu Fall bringen. Hier ist Licht in Bodennähe angebracht – als Sicherheitsfaktor sowie als interessantes Gestaltungselement. Die Wegeführung soll zweckmäßig von A nach B führen, aber auch zum Gestaltungkonzept passen. In der Regel sind geschwungene Weg ansprechender als die gerade „Autobahn“. Allerdings gilt es auch hier die Übereinstimmung mit dem Gesamtkonzept zu wahren.

Ich empfehle bei der Planung der Wege auch den Nachhauseweg des Gastes mitzudenken. Damit meine ich, sich zu überlegen, wie man den Weg zum Auto noch störungsfreier gestalten kann, indem Wege gut gepflegt und beleuchtet, die Parkplätze und Tiefgaragen sauber und angenehm sind. Das hinterlässt einen letzten guten Eindruck bei den Gästen. 

 

Hanna Raissle

Hanna Raissle berät und unterstützt mit ihrem Unternehmen HR Ambiente seit über 20 Jahren Gastronomen und Hoteliers bei der Entwicklung einer starken Marke und eines unverwechselbaren Designkonzepts – vom Logo über die Inneneinrichtung bis zum Table Top.

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