Gesundheit

Kreuz Weg

Langes, gebeugtes Stehen, viel Schlepperei und eine gute Prise Stress: Das sind die Zutaten für chronische Kreuzschmerzen, mit denen sich Köche, Servicekräfte und Gastronomen oft ihr ganzes Berufsleben herumplagen. Einen Ausweg verspricht die Kieser Methode mit einem speziell entwickelten Krafttraining. FRISCH hat sich den Ansatz erklären lassen.

Seltsam still ist es hier. Trotz der vielen Menschen, die in dem nüchternen Raum in stählerne Apparate eingespannt trainieren. Es gibt weder eine Bar noch die sonst in Fitnessstudios obligatorische Muzak-Beschallung. Kunden schwingen die Eingangstür auf, holen sich Klemmbrett und Bleistift aus einem freistehenden Regalblock und steuern zielstrebig die Umkleide des Kieser Studios beim Schloss Schönbrunn in Wien an. Kaum einer spricht.

„Die Konzentration aufs Wesentliche ist für unser Konzept entscheidend“, erklärt dazu Christian Novak, der Leiter des Studios. „Das gilt für die Atmosphäre genauso wie für die speziell entwickelten Maschinen und unseren Trainingsansatz.“ Denn wer sich für die Kieser Methode interessiert, möchte niemanden mit schierer Muskelmasse beeindrucken oder neue Bekanntschaften schließen. Im Fokus steht für die meisten Kunden, etwas für die eigene Gesundheit und gegen Rückenschmerzen zu tun.

Die Idee, Krafttraining als Mittel zur Linderung gesundheitlicher Probleme einzusetzen, hatte Gründer Werner Kieser schon in den 60er Jahren. Als junger Boxer holte er sich eine Rippenfellquetschung. Der Arzt verordnete Ruhe, ein anderer, erfahrener Boxer dagegen gezieltes Krafttraining. Letzteres beschleunigte Kiesers Heilung und von da an war sein Interesse für das Thema geweckt. Er gründete erste Studios und importierte bald die innovativsten Trainingsgeräte aus den USA. Schließlich entwickelte die Kieser AG ihre Apparaturen sogar ganz selbst. Wegen dem Fokus auf den gesundheitlichen Aspekt des Trainings unterscheiden sie sich in wesentlichen Details von jenen herkömmlicher Studios. Doch warum ist das so wichtig?

„Spannen Sie doch mal nur Ihre Gesäßmuskulatur an“, empfiehlt daraufhin Kieser-Experte Novak und sagt: „Geht ganz gut, oder? Und jetzt versuchen Sie das Gleiche mit den Rückenmuskeln – vor allem im Bereich um ihre Wirbelsäule herum.“ Das fühlt sich seltsam an. Unweigerlich spannen sich zusätzlich die Bauch- und einige andere große Rückenmuskelgruppen. Isoliertes Zusammenziehen des gewünschten Areals gelingt kaum.

Fokus Tiefenmuskulatur

„Das liegt daran, dass die Stütz- und Haltemuskulatur der Wirbelsäule generell schwer zu trainieren ist“, erklärt
Dr. Andrea Michalek. Sie begutachtet jeden Kieser-Patienten medizinisch und gibt Empfehlungen für die Maschinen ab, mit denen er am besten gegen seine Beschwerden antrainieren sollte. „Die autochthonen Rückenmuskeln müssen Sie sich als lange, dünne Stränge vorstellen, die die einzelnen Wirbelkörper miteinander verbinden und stützen“, vereinfacht sie das komplexe Thema für den Laien. Man nennt diese Muskelgruppen auch Tiefenmuskulatur, die im Gegensatz zu Bizeps oder Gesäßstrecker nicht einfach mit beispielsweise Hanteln trainiert werden können. Trotzdem seien sie der Hauptgrund für die Rückenbeschwerden unter anderem von Menschen, die in der Gastronomie arbeiten, meint Michalek. „Köche üben sehr viele Tätigkeiten aus, die nach vorne gerichtet sind. Durch einseitige und falsche Haltung kommt es dadurch zu Muskelverkürzungen, die die gesamte Wirbelsäule in Disbalance bringen und auf lange Sicht zu großen Beschwerden führen – etwa Bandscheibenvorfällen. Die größten Probleme entstehen dabei im Bereich der Lendenwirbelsäule. Dieses sogenannte ‚Kreuzweh‘ ist heute eine Volkskrankheit, die schließlich sogar die Gelenke schädigen kann“, weiß die Ärztin.

"DIE INTENSITÄT UNSERES TRAININGS IST HOCH, DAFÜR DIE GESAMTDAUER ENTSPRECHEND KURZ." (PATRIK MEIER, COO, KIESER TRAINING AG, ZÜRICH)

Vorteil Trainer

Schmerzstillende Spritzen, Medikamente oder Operationen sind ein Weg, damit zurechtzukommen. Ein anderer, viel nachhaltigerer ist, die entsprechende Muskulatur so zu trainieren, dass sie ihre Funktion wieder richtig ausführen kann. Dafür gibt es in den Kieser Studios einerseits einen riesigen Maschinenpark für jede einzelne Muskelgruppe. Andererseits die Betreuung durch spezielle Trainer. „Ich bilde mich seit Jahren in einer Kieser Akademie weiter und weiß deshalb sehr genau, wie die Maschinen zu bedienen sind, um den optimalen Trainingserfolg zu erzielen“, unterstreicht Studioleiter Novak die Wichtigkeit dieses Elements.

Dafür überwacht er beispielsweise, dass seine Kunden sich achsengerecht positionieren und die Übungen korrekt ausführen. „Schulterblätter nach innen, Kopf gerade, Kinn nach hinten“, das hört man ihn öfter sagen. Außerdem sorgt Novak dafür, dass sich die Trainierenden richtig in die Maschinen „einspannen“. Durch Vorrichtungen wie verstellbare Polster und Gurte wird gewährleistet, dass ganz gezielt nur einzelne Muskelgruppen direkt angesprochen werden und der Einfluss anderer, größerer Muskelpartien möglichst ausgeschlossen bleibt. Außerdem werden durch konzentrische Scheiben die Kraftanforderungen während einer Bewegung variabel gestaltet, um die jeweilige Muskelgruppe in jeder Belastungsphase der Bewegung ideal zu fordern. Interessant ist dabei, dass alles möglichst langsam ausgeführt werden soll. Vier Sekunden dauert eine Bewegung idealerweise, dann wird das Gewicht zwei Sekunden in Position gehalten, um es dann wieder vier Sekunden zu bewegen. „Nach einem Zyklus, der zwei Minuten dauert, sollten die Muskeln vollkommen erschöpft sein und sich keine weitere Bewegung ausführen lassen“, erklärt der Kieser-Experte. Dieses so genannte High Intensity Training (HIT) hat einen wesentlichen Vorteil: Nach nur 30 Minuten ist es schon wieder vorbei und lässt sich deshalb perfekt in den Alltag integrieren. Für den Kraftaufbau sind zwei 30-Minuten-Workouts pro Woche ideal, weil der Körper sich dazwischen sowieso regenerieren muss. „Diesen Effizienz-Gedanken finde ich persönlich besonders genial am Kieser-Konzept“, meint deshalb auch Novak.

Ein Aspekt, den auch Kieser-COO Patrik Meier als weiteres Unterscheidungskriterium gegenüber der Konkurrenz sieht: „Die auffallend kurze Dauer eines Trainings ergibt sich aus der Tatsache, dass dank der Maschinen – im Gegensatz etwa zu Hanteln – die Vorbereitung schnell und unkompliziert vor sich geht. Die Hauptsache aber liegt in der mit dieser Technologie möglichen, höheren physiologischen Auslastung für Menschen in jedem Alter. Da die Maschinen in jedem Bewegungsabschnitt eine überschwellige Spannung gewährleisten, ist die Intensität des Trainings hoch und die Gesamtdauer entsprechend kurz“, sagt er und nennt eine besondere Maschine als Beispiel. „In unserer technologisch ausgereiftesten Maschine, der Lumbar Extension, können Sie nach nur 12 – 18 Trainings unglaubliche Kraftgewinne erzielen. Im besten Fall lindern Sie damit Rückenschmerzen oder sie sind ganz weg.“

"FÜR DEN OPTIMALEN TRAININGSERFOLG BERATEN WIR UNSERE KUNDEN AN DEN MASCHINEN." (CHRISTIAN NOVAK, LEITER, KIESER STUDIO SCHÖNBRUNN, WIEN)

Training statt Rücken-OP

Würde er Gastroprofis mit Rückenschmerzen also genau diese Maschine besonders ans Herz legen? „Ich würde verschiedene Maßnahmen zur Stressreduktion empfehlen. Das können kleine Impulse des Herzkreislauftrainings, der Ernährung, des Schlafs, der Entspannung und natürlich auch Krafttraining sein. Bei großen Rückenproblemen steht die Lumbar Extension im Zentrum – vor allem wenn es um den unteren Rücken geht“, meint er. Das Pendant für den Nacken sei die Cervical-Extension-Maschine, bei der mit kontrollierten Bewegungen nicht nur die Nackenmuskulatur, sondern auch die Muskelansätze geschult würden, sodass im besten Fall Probleme wie Spannungskopfschmerzen gelöst werden könnten, so Meier: „Essenziell ist aber immer das gute Zusammenspiel vieler Muskeln. Deshalb rate ich, den ganzen Körper zu trainieren. Probleme am Rücken sind meist nur die Spitze des Eisbergs. Den spüren wir zuerst. Die anderen Gelenke kommen danach.“

Bleibt zum Schluss nur die Frage, ob die positiven Auswirkungen eines solchen Trainings auch wirklich bewiesen werden können. „Krafttraining im Generellen ist ein sehr gut erforschtes Gebiet“, meint dazu Meier. Wir können als Beispiel einen eigenen Versuch nennen, den wir vor vielen Jahren in einem Kieser Studio durchgeführt haben. 388 Patienten mit eindeutiger Rücken-OP-Indikation wurden an der Lumbar-Extension-Maschine getestet und trainiert. Danach konnten 344 Patienten auf die Operation verzichten. Lediglich 44 mussten noch operiert werden. Das ist vielleicht keine streng wissenschaftliche Studie, für mich aber ein praktischer Beweis, dass diese „Wundermaschine“ wirklich wirkt.

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