Panorama

Mutproben

Wer in Schlösser, Kirchen oder Klöster hotels zaubern möchte, braucht vor allem eines: Mut. Denn zwischen Denkmalschutz und alter Bausubstanz sind die Herausforderungen mannigfach. Die Ergebnisse präsentieren sich dafür umso atemberaubender. FRISCH zeigt die schönsten Beispiele und spricht mit Christian Rottensteiner vom Büro noa über das Projekt „Monastero“ in Arco am Gardasee.

Sie und das noa-Team haben ein Kloster aus dem Jahr 1689 ins Designhotel Monastero Arx Vivendi verwandelt. Können Sie sich noch erinnern, wie Sie den Bau das erste Mal betreten haben?

Als ob es gestern gewesen wäre! (lacht) Das Areal ist mit einer fast acht Meter hohen Mauer umgeben. Als ich ins Innere kam, habe ich mich ein wenig wie Indiana Jones gefühlt. Es war eine eigene Welt, alles war zugewuchert und irgendwie glaubte man, in einer anderen Epoche gelandet zu sein. Es war inspirierend.

Wie entsteht das Konzept für einen so einzigartigen Ort?

Indem man das wirken lässt. Wir waren beim ersten Mal sicher vier Stunden dort und haben viel Geschichte und Geschichten mitgenommen. Uns war danach schnell klar, dass der Bestand so eindrucksvoll ist, dass wir sehr respektvoll damit umgehen möchten. Das Konzept steht deshalb unter der Überschrift „Silenzio“. Im Kloster selbst wurde die bauliche Strenge belassen und nur jeweils zwei Klosterzellen zu einem Zimmer zusammengelegt. Die Farbpalette bewegt sich zwischen weiß, grau und schwarz, ist also auch sehr zurückgenommen. Und bei den Möbeln haben wir sehr viel Wert auf hochwertige Materialien und Maßfertigung gelegt. Das mussten wir teilweise auch …

Warum das?

Natürlich muss auch ein Hotel im Kloster modernen Anforderungen entsprechen. Wir konnten Kabel und Leitungen aber nicht einfach in die Mauern stemmen. Das hätte dem italienischen Denkmalschutz sicher nicht gefallen. Mit dessen strengen ExpertInnen zu guten Lösungen zu kommen, ist bei einem solchen Projekt ein hochkomplexes Unterfangen. Wir haben deshalb teilweise die Leitungsführung in die Möbel integriert und den Denkmalschutz sehr am Entscheidungsprozess beteiligt. Im Obergeschoss mussten wir allerdings alles im Gangboden verschwinden lassen und dafür die Terrakottafliesen behutsam abtragen, das Gewölbe darunter verstärken und alles wieder zurückbauen.

Das klingt nach irrem Aufwand. Was hat das ganze Projekt gekostet?

Das darf ich nicht sagen. Aber ohne große Liebe zu so einem Gebäude geht es auf Bauherrenseite nicht. Man könnte auch sagen: Wer nicht im positiven Sinne ein wenig verrückt ist, sollte ein solches Vorhaben nicht anfangen.

Wie steht die Eigentümer-Familie heute dazu?

Äußerst positiv. Die Besitzer Steffi und Manuel haben uns berichtet, dass die Klosteratmosphäre auf das Verhalten der Menschen ausstrahlt. Die Gäste bleiben generell viel länger im Hotel und gehen weniger raus, um die Umgebung zu erkunden. Einen Ort der Ruhe und Entspannung in einem immer stressigeren Leben anzubieten, ist ein wesentlicher Teil des Hotelkonzepts. 

Dafür gibt es auch einen neuen Wellnessbereich. Wie haben Sie das architektonisch gelöst?

Die Wellnessanlagen befinden sich im weitläufigen Garten des Klosters. Dort stehen außerdem ein altes Aquädukt und eine kleine Mühle. Wir wollten hier bewusst einen modernen Gegenakzent setzen. Damit die Bauten zusammenfinden, werden aber Gestaltungselemente des Aquädukts und der Mühle aufgenommen. Die Glaskuben von Hamam, Sauna und Ruheräumen orientieren sich beispielsweise an einer zentralen Mittelachse, die mit Naturstein verkleidet ist und die Stützenanordnung des Aquädukts aufnimmt. Uns war ganz wichtig, dass es nicht historisierend wird, wenn wir neue Elemente ergänzen. So entsteht eine Spannung zwischen neu und alt, die viel interessanter ist.

Herr Rottensteiner, vielen Dank für das Gespräch! 

 

Christian Rottensteiner

Christian Rottensteiner ist seit 2016 Partner von network of architecture (noa) in Bozen. Das preisgekrönte Architektur- und Designstudio wurde 2011 gegründet und setzt auf ein junges Team und interdisziplinäre Entwurfsmethodik. Rottensteiner hat an der Universität Graz und in Bilbao Architektur studiert und in Österreich bereits für Szyszkowitz-Kowalski in Graz und für Holodeck Architects in Wien gearbeitet.

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