Jubiläum

„Ich war genau zum richtigen Zeitpunkt da.“

Manfred Kröswang ist mit mitte Zwanzig in das Unternehmen seiner Eltern eingestiegen. Bei einem kurzen Familien-Ausflug im pollhammer Wald direkt oberhalb des Firmengeländes ist ein wenig Luft, die letzten 20 Jahre einzuordnen und über neue Ziele zu sprechen.

Selbstbild

„Ich habe Kröswang auf breitere Beine gestellt.“

„Was mein Vater geschafft hat, hätte ich nicht gekonnt. Er war genau der richtige Typ Mensch für die erste Phase unserer Unternehmensentwicklung“, gibt Manfred Kröswang unumwunden zu: „Aber als ich 2002 ins Unternehmen eingestiegen bin, mussten wir neue Strukturen aufbauen und unsere Prozesse optimieren. Sonst wäre KRÖSWANG allein aufgrund seiner Größe irgendwann kollabiert.“ Denn bis dahin hätte sich die Führungsebene von KRÖSWANG allein auf Vater und Mutter beschränkt, erläutert der Firmenchef. „Die ganze Firma war trotz beachtlichen natürlichem Wachstum immer noch sehr hemds-ärmlig und hierarchisch geführt. So gesehen war ich genau zum richtigen Zeitpunkt da, um KRÖSWANG auf breitere Beine zu stellen.“

Auftakt

„Zu Beginn bin ich an meine persönlichen Grenzen gegangen.“

2002 entsteht in Böheimkirchen ein großes neues Lager. Ein gewaltiger Sprung für den Lebensmittelgroßhändler. Und viel Verantwortung für Manfred Kröswang, der direkt von der Uni kommend die Leitung übernimmt: „Ich war 24, hatte kaum Ahnung von Personalführung und 35 sehr erfahrene Mitarbeiter zu leiten. Darüber hinaus wusste ich sehr genau, dass vieles im Unternehmen falsch lief“, erinnert er sich an diese erste Zeit. Denn der neue Standortleiter hatte sich im Rahmen seiner Diplomarbeit ein ganzes Jahr lang der Prozesskostenrechnung der eigenen Firma gewidmet. „Ich habe sogar Zeiten gestoppt und jeden Schritt genau durchgerechnet. Deshalb war mir klar, dass wir viel von dem ändern mussten, was meine Mitarbeiter als selbstverständlich ansahen. Das Konfliktpotenzial war enorm und ich habe damals manchmal darüber nachgedacht, hinzuschmeißen.

Erkenntnisse

„Eigentlich funktioniert die gesamte Branche falsch.“

Die Beschäftigung mit der eigenen Prozesskostenrechnung lässt in Manfred Kröswang eine wichtige Erkenntnis reifen: „Ich habe festgestellt, dass die gesamte Branche systematisch falsch kalkuliert“, erklärt er: „Die Aktionspolitik oder die Preisberechnung von billigen Artikeln wie Milch oder Pommes waren auf Basis meiner Recherchen einfach falsch. Deshalb habe ich auf diesen Überlegungen aufbauend unser eigenes Modell entworfen, das ich nun seit etwa 20 Jahren feinjustiere und das unter anderem die
Basis für unseren wirtschaftlichen Erfolg ist.“

Stärken

„Wir denken wie Logistiker. Das unterscheidet uns von der Konkurrenz.“

„Unsere Ursprünge als Unternehmen sind eng mit direkter Zustellung und Lieferzuverlässigkeit verknüpft. Das unterscheidet uns von allen anderen Großhändlern“, betont Manfred Kröswang. Anders als bei C&C-Märkten würden die Kunden ihre Waren vor der Bestellung nie sehen, erklärt er genauer. Im Umkehrschluss bedeute das, dass an der Qualität der Produkte und am perfekten Service nie Zweifel aufkommen dürften. Auch die Sortimentspolitik müsse straffer sein. „Bei uns reden vor Produktentscheidungen Einkauf, Logistik und Vertrieb mit und Qualität wie Lieferzuverlässigkeit sind immer wichtigere Kriterien als der Preis.“ Das führt zu mutigen Entscheidungen: „Wir haben beispielsweise Rindfleisch aus Brasilien ausgelistet. Unser Fokus liegt klar auf Frischfleisch aus Österreich. Denn wir wollen unseren Kunden nur das anbieten, was wir auch selbst kaufen würden.“

„Qualität wird sich immer durchsetzen.“

Besonders beim Fleischsortiment setzt KRÖSWANG in Zukunft primär auf Qualität aus Österreich. „Momentan gibt es niemand anderen, der diesen Weg geht. Wir als Familienunternehmen sehen darin aber die Zukunft. Ich glaube, wir werden bald noch viel mehr Kunden überzeugen, dass heimische Produkte nicht nur preislich konkurrenzfähig, sondern auch geschmacklich besser und immer umweltfreundlicher sind.“

Projekt Neustart

Die Existenzfrage stellte sich für das Unternehmen nach einem Herzinfarkt des Gründers schnell erneut. „Ich war damals vielleicht 17 oder 18 Jahre alt und es stand wohl ein Verkauf zur Debatte. Also haben meine Eltern mich gefragt, ob ich mir vorstellen kann, die Firma zu übernehmen“, erzählt Manfred Kröswang jun. Er sagte ja und stieg 2002 nach dem WU-Studium mit erst 24 als Standortleiter des gerade neu gebauten größten Lagers im niederösterreichischen Böheimkirchen in die Firma ein. „Natürlich war das hart für mich“, gibt er zu. Für seine Diplomarbeit hatte er sich die Prozesskosten der Firma genau durchgerechnet und kannte alle Fehlentwicklungen. Gleichzeitig war er von älteren Mitarbeitern umgeben, die seine neuen Ideen nicht immer mit ihm teilen wollten. „Ich bin damals an meine persönlichen Grenzen gegangen“, sagt er über diese Zeit im Rückblick.

Doch der junge Chef bleibt am Ball, installiert erstmals eine breit aufgestellte Führungsmannschaft und systematisiert Schritt für Schritt alle Prozesse. Im Zuge dessen arbeitet er auch die Vorteile des „Systems KRÖSWANG“ gegenüber den konkurrierenden C&C-Märkten immer genauer heraus: „Die Einkäufer eines C&C-Markts ordern Ware und stellen sie ins Regal. Und dann schaut man, ob sich die Ware verkauft“, erläutert er den Unterschied: „Unsere Ursprünge als Unternehmen sind dagegen eng mit direkter Zustellung und Lieferzuverlässigkeit verknüpft. KRÖSWANG Kunden sehen die Ware vor der Bestellung nie. An der Qualität der Produkte und am perfekten Service dürfen also nie Zweifel aufkommen. Deswegen reden vor Produktentscheidungen bei uns Einkauf, Logistik und Vertrieb mit. Außerdem sind Qualität sowie Lieferzuverlässigkeit für uns wichtigere Kriterien als der Preis.“ Genau dieses Denken sei die Basis für über 300 Millionen Euro Umsatz im Jahr.

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