SHOW TIME!

Lanserring Küchen sind so Edel, dass Ihre Besitzer sie nicht nur zum Kochen nutzen, sondern als Bühne für Gäste und Gesellschaften. Erzeugt werden sie von der Tischlerei Radaschitz in Riegersburg. Kunden für die Marke findet Bernd Radaschitz aber vor allem in London und New York.

Wir erreichen Sie in New York, Herr Radaschitz. Was machen Sie da gerade?

Ich bin vor ein paar Wochen mit meiner Familie hergezogen, weil wir in Soho einen neuen Lanserring- Showroom eröffnen.

Panorama

Die meisten Menschen kennen Küchenmarken wie Dan, Siematic, Poggenpohl oder Bulthaup. Was hat es mit Ihrer doch eher unbekannten Marke auf sich?

Lanserring richtet sich erstmals direkt an Endkunden. Davor waren wir in London schon mit Interior ID im B2B-Bereich tätig. Mit Lanserring suchen wir nun verstärkt den direkten Kontakt zu unseren Kunden, deswegen der Showroom, wo man sich auf rund 200 Quadratmetern Materialien und Muster ansehen kann.

Wer sind denn Ihre Kunden?

Meist sehr erfolgreiche Menschen, die die Küche als ein Element ihres Lifestyles erleben wollen. Viele davon sind extrovertierte Persönlichkeiten und sehr gute Unterhalter. Sie wollen ihre Küchen so inszenieren, dass sie perfekte Gastgeber sein können und ein Ambiente schaffen, das begeistert. Unsere Küchen werden dadurch auch zu einer Art Bühne.

Konkret heißt das wohl reich und einflussreich. Wollen Sie uns ein paar Namen verraten?

Lieber nicht (lacht). Aber ich kann vielleicht preisgeben, dass wir schon für einen König gearbeitet mit konkreten Vorstellungen, was er von seiner Küche erwartet.

Wo liegen solche Küchen preislich?

Das kommt ganz auf die Kundenwünsche an. In der Regel aber zwischen 150.000 und 500.000 Euro. Dabei sollte man Aufwand und Materialkosten bedenken. Wir arbeiten mit erlesensten Hölzern, Metallen und Einlegearbeiten und wenn zum Beispiel Marmor zum Einsatz kommt, können die Kunden mit uns gemeinsam nach Italien fliegen und sich den Stein direkt vor Ort aussuchen. Eine Küche zu planen wird so zu einer echten Erfahrung, weil die Kunden Einfluss auf wirklich jedes kleine Detail haben. Für die meisten ist dieser Ansatz neu. Viele haben schon zwei- oder dreimal eine Küche gekauft, aber in der Umsetzung noch nie solche Freiheiten erlebt.

Woran liegt das?

Als ich in London bei Poggenpohl gearbeitet habe, ist mir aufgefallen, dass selbst sehr wohlhabende Kunden dort meist Systemküchen kaufen. Sich eine Küche vom Tischler maßfertigen zu lassen, ist in diesen Ländern einfach weniger üblich, weil es nicht so viele tolle Betriebe wie in Deutschland, Österreich und der Schweiz gibt. Ich habe darin eine Marktlücke erkannt, die wir heute sehr erfolgreich nützen.

Sie selbst stammen aus einem solchen regionalen Traditionsbetrieb. Was hat Sie nach London verschlagen?

Mein Urgroßvater hat die kleine Tischlerei Radaschitz schon 1923 gegründet. Mein Vater hat sie dann Ende der 70er auf einen Betrieb mit ca. 15 Mitarbeitern vergrößert. Mein Bruder Johann und ich sind quasi in dieser Tischlerei groß geworden, also habe ich auch Tischler gelernt. Aber weil mein Bruder die Tischlerei übernehmen sollte und meine Interessen sich auch in Richtung Design entwickelten, arbeitete ich danach noch in einigen Küchenstudios in Wien. Dort habe ich gesehen, wie wichtig Marken und Markenbewusstsein für den Erfolg sind. London sollte eigentlich nur eine Zwischenstation sein, aber die Stadt hat mir so gut gefallen, dass ich schließlich einen Job suchte, um länger bleiben zu können. Den fand ich dann bei Poggenpohl.

Und dort haben Sie Ihre zukünftigen Kunden kennengelernt?

Nicht ganz (lacht). Aber es hat mir ermöglicht, in London zu leben und Kontakte zu knüpfen. Ich habe dann für einen Kunden aus dem Bekanntenkreis ein Bett in unserer Tischlerei in Riegersburg machen lassen. Das war der Anfang. Der Durchbruch kam mit dem Auftrag, die Schlafzimmer und Wohnmöbel für sieben Apartments in London zu fertigen. Wir gründeten Interior ID und ich konnte meinen Job kündigen. Heute haben wir in London etwa 30 Mitarbeiter fürs Projektmanagement und das Plänezeichen. In der Tischlerei in Riegersburg werden die Küchen aber nach wie vor von rund 50 Mitarbeitern gebaut und dann in alle Welt geschickt.

Beeindruckend! Das gleiche System ist wohl jetzt mit Lanserring in New York geplant. Woher kommt der Name eigentlich?

Den haben wir aus den Riegersburger Geschichtsbüchern entlehnt. Im 15. Jahrhundert war das angeblich der Name eines Holzfällers im Riegersburger Wald. Wir fanden, das passt gut zum Markteintritt in den USA. Geschichte und echtes Handwerk: Dafür können sich amerikanische Kunden ziemlich begeistern.

Herr Radaschitz, vielen Dank für das Gespräch! 

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