STRASSEN KÄMPFER

Die Zeiten, in denen jeder Ort ein gutes Gasthaus hatte, sind leider vorbei. Zu groß ist die Konkurrenz durch Vereine, Tankstellen und Imbisse. Doch jetzt erkämpfen sich Gastrogladiatoren mit wilden Gefährten wieder ihren Platz in den Gemeinden und beleben die kulinarische Einöde mit frischen Burgern, Ramen, Austern, Risotto oder veganen Bowls.

Trends

Mittwochs in der kleinen 2.000-Seelen-Marktgemeinde Waldegg an der Piesting in Niederösterreich. Pünktlich um 11 Uhr steht Andreas Franz hier mit seinem Kapperlkoch-Foodtruck in der Begegnungszone und begrüßt die ersten Gäste. Erst Mitte Februar hat er den Sprung ins Foodtruck-Business gewagt, davor arbeitete er über 20 Jahre in der stationären Gastronomie. „Ich wollte endlich mein eigener Chef sein und etwas tun, das mir richtig Spaß macht“, erzählt der sympathische Familienvater, der die diversen Lockdowns nutzte, um sein Foodtruck-Konzept von A bis Z durchzuplanen und zu organisieren. In seiner kleinen fahrbaren Küche dreht sich alles um Burger, von ganz klassisch im American Style als Cheese- oder Pulled-Pork-Burger bis zum Schweinsbraten-Burger, einer Eigenkreation, die sich verkauft wie die sprichwörtlichen warmen Semmeln. „Burger sind richtige Alleskönner“, sagt Kapperlkoch Andreas, „und sie sind mittlerweile in allen sozialen Schichten und allen Altersklassen etabliert.“

Der Aktionsradius von Andreas Franz ist überschaubar, von Mittwoch bis Samstag parkt sein Foodtruck zuerst in Waldegg, dann zwei Tage in Pernitz und abschließend in Gutenstein. „Ich hatte auch Standplätze im weiter entfernten Wiener Neustadt und Traiskirchen, hab aber schnell gemerkt, dass es genügend hungrige Leute rund um meine Heimatgemeinde gibt, die schon sehnsüchtig darauf warten, dass der Kapperlkoch-Foodtruck wieder vorfährt.“ Gebraten und frittiert wird, bis die Ware ausverkauft ist. „Das hat zwei riesige Vorteile: Ich muss nichts wegwerfen und meine Gäste bekommen am nächsten Tag wieder ganz frische Burger.“ 

Teuflisch gut

Weiter östlich an den Ufern des Neusiedler Sees lauert der Seeteufel auf Beute in Form von hungrigen Radfahrern und Spaziergängern. Der schwarz lackierte Foodtruck bietet eine ungewöhnliche, aber umso attraktivere Ergänzung zur örtlichen Gastronomie, denn er steht fernab aller Straßen bei der Radlrast Neusiedl am See, einem chilligen Plätzchen mitten im Grünen, direkt am Rad- und Gehweg zwischen Bahnhof und Strandbad. „Nicht wenige unserer Gäste fahren mit dem Auto zum 300 m entfernten Parkplatz und spazieren dann zu uns, um sich ein Mittag- oder Abendessen zu holen“, erzählt Oliver Hüttl.

Kulinarisch hat der Seeteufel nicht alltägliche Spezialitäten im Netz: Fish & Chips, Crispy Shrimps Wrap, Lachs-Mango-Burger, gegrillte Calamari, Fritto Misto, Hummer, Langusten und vieles mehr. „Unsere Karte wird wöchentlich gewechselt, der einzige Fixpunkt sind die frischen Austern, die immer freitags von unserem befreundeten Fischhändler geliefert werden.“ Dazu passend kredenzen Oliver und sein Team stilecht einen feinen Chablis, natürlich wird auch burgenländischer Wein und frisch gezapftes Bier verkauft. „Die Stimmung hier am Radweg ist einfach ganz besonders“, schwärmt er von der Location, „es ist wie eine Beach Lounge mit chilliger Musik und gutem Essen, nur eben ohne Beach.“

Homemade Ramen

Auch in Oberösterreich sind immer mehr Foodtrucker am Land unterwegs. Einer von ihnen ist Benjamin Kermendi, der sich im Vorjahr mit seiner Frau eigentlich im Catering-Business selbstständig machen wollte, doch der erste Lockdown im März zwang das Paar zum Umdenken. Kurzerhand erwarb man einen Food­truck und legte sich das passende kulinarische Konzept zurecht – die erste mobile Ramen-Bar Österreichs. „Die japanischen Nudelgerichte zählen nicht zu den Standardmenüs auf den Mittagskarten traditioneller Landgasthäuser, aber genau dieser Umstand macht ja den Reiz der Sache aus“, erklärt Kermendi. Unter dem Namen Regional ist legal fährt er mit seinem Truck zwischen Wels-Land, Eferding und Grieskirchen hin und her, dazwischen sind auch Gastspiele bei Festivals und Events geplant. Und weil der Name seine tiefste innere Überzeugung widerspiegelt, stellt er den Teig für die Ramen-Nudeln selbst her und verwendet für seine Gerichte grundsätzlich nur hochwertige Zutaten von regionalen Lieferanten. „Ich möchte mit meinen Ramen-Gerichten auch ein wenig das asiatische Lebensgefühl transportieren“, fügt der sympathische Gallspacher hinzu, „denn die Europäer sind immer schnell mit dem Aufregen und Beschweren, die Asiaten sind da viel gelassener und generell auch dankbarer.“

Dankbarkeit zeigt Benjamin Kermendi auch seinen Gästen gegenüber, indem er nicht nur so genussvolle Kreationen wie Beef Ramen zubereitet, mit zartem Beef Brisket und mariniertem Ei, sondern auch mal mit gefüllten Onigiris überrascht. „Und dann gibt’s hin und wieder außergewöhnliche Specials, z. B. Pulled-Pork-Burger, BBQ-Brustspitz-Ribs oder Sandwiches. Die Reaktionen auf Facebook zeigen mir, dass diese Abwechslung wahnsinnig gut ankommt“, sagt Kermendi mit einem breiten Lächeln im Gesicht.

Der Reis ist heiß

Das Lachen ist auch Thomas Ensinger in den letzten fünf Jahren nicht vergangen. 2016 hat er nach 20 Jahren seinen Job als Bauingenieur gekündigt und ist ins Gastgewerbe eingestiegen. Mit seinem umgebauten Airstream-Trailer zieht er als RisotTomas durchs westliche Salzburger Land, vom Mattsee bis zum Fuschlsee, und kredenzt seinen Gästen original italienisches Risotto in unterschiedlichsten Variationen. „Gesunde Ernährung mit frisch gekochtem Essen und regionalen Zutaten ist populär, die Wurstsemmel als Mittagessen hat ausgedient“, weiß der 50-jährige Quereinsteiger und fügt hinzu: „Es gibt ein Überangebot an fleischdominierten Mittagsgerichten, da bietet mein Risotto eine gesunde Alternative.“

An Ideen für Variationen mangelt es nicht, denn von A wie Avocado bis Z wie Ziegenkäse steht RisotTomas ein breites Zutatensortiment zur Auswahl. „Eine meiner Spezialitäten ist das Alpenrisotto mit Sellerie, Karotte, zweierlei Speck und Bergkäse.“ Wer gerade keine Lust auf Risotto hat, dem empfiehlt Thomas Ensinger seine legendären inda-Hand-Gerichte. Dazu füllt er frisches Sabich-Brot mit feinem Fleisch, Gemüse und mehr und zaubert so köstliche Snacks wie Ox-inda-Hand, Lammkäskrainer-inda-Hand oder Gmias-inda-Hand. Auch in puncto Nachhaltigkeit weiß Risottomas, was seine Gäste erwarten. „Die Zutaten kommen von regionalen Produzenten und werden zum größten Teil in Bioqualität geliefert. Und wir verwenden Bio-Take-away-Boxen, die recycelt werden.“

Kommet, ihr Hirten

Nicht weit entfernt, im Salzburger Flachgau, sind auch die Geschmackshirten Gauchos del Gusto unterwegs. Robert Wesenauer hatte einst zwei Restaurants in Fuschl am See, bevor er bei mehreren USA-Trips den Reiz der Streetfood-Küchen entdeckte. 2016 entschloss er sich endgültig, seine Restaurants zu verkaufen, und sattelte um. Über das kulinarische Konzept wurde nie diskutiert, denn Wesenauer hat die argentinische Küche im Blut. „Ein ehemaliger argentinischer Gastrokollege hat mich in die Welt von Asado, Chimichurri und Plancha-Gemüse eingeführt und ich war sofort begeistert. Diese Art zu grillen, dieses Vermischen von Aromen ist genau mein Ding.“ In seinem mächtigen Trailer mit riesiger aufklappbarer Frontklappe grillt und brutzelt er mit seinem Team auf einer ein Meter langen Plancha-Grillplatte direkt vor den Augen der Kunden. „Sie können uns bei der Zubereitung der Steaks, Sandwiches und Burger zusehen und wir können währenddessen mit ihnen reden. Dieser direkte Kontakt ist uns extrem wichtig.“

Überhaupt bestechen die Gauchos del Gusto mit ihrem Hang zur Perfektion. „Wir verwenden nur Premium-Steaks vom österreichischen Salon-Beef, die sind besonders aromatisch, zart und saftig. Und in den Burgern stecken Black-Angus-Patties vom regionalen Metzger unseres Vertrauens.“ Auch die Chorizo lässt Wesenauer mit heimischem Fleisch vom Metzger herstellen. „Das ist Qualität, die der Kunde sofort schmeckt. Darum geben wir uns nur mit dem Besten zufrieden.“ Selbstredend, dass die Gauchos del Gusto nur zart-knusprige Buns und Ciabatta in Bioqualität vom regionalen Bäcker verwenden und das original argentinische Kräuterpesto Chimichurri selbst herstellen. Auch die Getränkeauswahl ist stimmig, vom selbst aus Südamerika importierten originalen Mate-Tee bis zum argentinischen Cerveza, das die Gauchos hierzulande in eigens gebrandete Flaschen füllen lassen.

Was in der Schüssel

Ein Blick über die Grenze nach Deutschland zeigt ein ganz ähnliches Bild. Auch dort fahren Foodtrucks immer weiter raus in ländliche Regionen, wo es immer weniger alteingesessene Landgasthäuser gibt. Einer dieser Foodtrucks gehört Lisa Dietrich und Rene Hofer. Mit ihren Bowls-to-go versorgen sie die Gegend rund um Nürnberg, von Wendelstein, Schwabach und Postbauer Heng bis Neumarkt in der Oberpfalz. „Wir haben mitten in dieser ungewöhnlichen Zeit mit unserem Foodtruck begonnen“, erzählt Rene Hofer, „aber wir haben nie an unserer Entscheidung gezweifelt.“ 

Weil ein befreundetes Foodtruck-Unternehmen aufgab, entschlossen sich Lisa und Rene, ihren Traum vom Bowls-Foodtruck zu realisieren. „Wir haben der Vorgänger-Crew unsere Idee vorgestellt, mit gesunden Bowls durchs Land zu ziehen, und sie waren sofort Feuer und Flamme. Binnen acht Wochen hatten wir zwei Trucks umgebaut, alle Formalitäten erledigt und am 1. Juli 2020 starteten wir durch.“

Auf der Speisekarte finden sich derzeit drei Bowl-Variationen, mit Pute, vegetarisch und vegan. Jede Bowl besteht aus sieben unterschiedlichen Zutaten. Wer will, kann sich aus dem kompletten Sortiment auch seine ganz individuelle Bowl zusammenstellen. Die Zutaten werden jeden Morgen frisch geschnitten oder gekocht, auch die Kichererbsen und Linsen. „Nur die Pute kommt schon am Vorabend in den Schongarer, damit das Fleisch am nächsten Tag butterweich ist und ‚gepulled‘ werden kann.“ Lisa und Rene ist aber nicht nur gesundes Essen wichtig, sondern auch Nachhaltigkeit und Müllvermeidung. Ihre Bowls servieren sie entweder in biologisch abbaubaren Einweg-Schüsseln oder in Mehrweg-Schüsseln mit Pfand. „Unsere Gäste akzeptieren dieses System nicht nur, wir bekommen sogar extrem positive Resonanz“, machen die beiden anderen Foodtruckern Mut.

Hessen meets Schwaben

Nachhaltige Verpackungen und kurze Transportwege durch regionale Zutaten sind auch für Christian Muske und Oliver Rapp aus Frankfurt am Main selbstverständlich. Mit ihrem Fine-Foodtruck haben der ehemalige Banker und der Ex-Werber ihr Hobby im letzten Jahr zum Beruf gemacht und versorgen sowohl hungrige Bürobelegschaften in der City als auch Bewohner kleinerer Orte im Umland. Kulinarisch wird Traditionelles und doch Außergewöhnliches geboten. Denn im Fine-Foodtruck trifft die hessische Küche auf die schwäbische und definiert so manch Altbekanntes völlig neu. „Ich stamme aus dem schwäbischen Tübingen und Oliver aus Frankfurt“, klärt Muske auf. Und so bieten die beiden unter dem Motto „Hessen meets Schwaben“ nun innerdeutsche Fusionsküche.

„Schwäbische Maultaschen kennt jeder, aber mit Frankfurter grüner Sauce bekommt man sie nur bei uns – die Leute lieben es“, erzählt Muske nicht ohne Stolz. Auch eine vegetarische Variante darf im Angebot des Fine-Foodtrucks nicht fehlen. Neben der schwäbischen Spezialität bieten Muske und Rapp ihren immer zahlreicher werdenden Gästen auch Käsespätzle, hessische Kochkäs-Burger sowie Handkäs-Bratwurst und Handkäs-Tatar.

Am Wochenende steigen die beiden auch gerne länger aufs Gas und fahren mit dem Fine-Foodtruck zu Weingütern im Rheingau und in Rheinhessen. Hier kann Muske seine private Leidenschaft für Weine mit seinem Job als Foodtrucker harmonisch verbinden, denn immer mehr Weingüter verzichten im Rahmen großer Verkostungen und Feste auf ihre eigene Küche und kooperieren stattdessen mit Foodtrucks. „Als begeisterter Hobby-Sommelier und Koch fällt es mir leicht, das Essen und die verkosteten Weine aufeinander abzustimmen. Dieses Service wird sehr gut angenommen.“

Burger mit Ladypower

Wenn mittwochs um die Mittagszeit am Parkplatz des Gewerbeparks in Nörvenich die Traktoren vorfahren, kann das nur eines bedeuten: Goodman’s Burger Truck is back in town! In der kleinen 11.000-Einwohner-Gemeinde im Kölner Umland lassen sogar die Landwirte ihre Feldarbeit ruhen, um sich einen der leckeren Burger zu gönnen. „Standplätze wie dieser in Nörvenich, aber auch die anderen in Lev Schlebusch, Paffrath, Königsdorf oder Haan haben sich in den letzten Monaten bestens bewährt“, verrät Melanie Linden, Co-Geschäftsführerin der Goodman’s Burger Truck-Flotte aus Bergisch Neukirchen. „Wir waren all die letzten Jahre auf die Nähe zu urbanen Bürokomplexen fokussiert“, ergänzt Geschäftspartnerin Nicole Heimel, „aber der erste Lockdown hat uns aufs Land geführt und wir sind gekommen, um zu bleiben.“ Sechs Fahrzeuge sind jede Woche von Dienstag bis Sonntag auf den Landstraßen zwischen Düsseldorf und Bonn unterwegs.

Melanie Linden und Nicole Heimel sind bereits „alte Hasen“ im Foodtruck-Business. Seit 2013 hinterlassen die beiden bei ihren Gästen einen starken kulinarischen Eindruck. „Uns war von Beginn an die Qualität extrem wichtig“, sagt Melanie Linden, „drum ließen wir auch fast 30 Bäckereien probebacken, bis wir den richtigen Partner für unsere köstlich fluffigen Buns gefunden haben. Und wir verwenden ausschließlich Bio-Fleisch, das wir von unserem langjährigen regionalen Metzger-Partner täglich frisch geliefert bekommen.“ Auf den Lorbeeren der letzten Jahre ausruhen kommt für die Power-Ladys von Goodman’s Burger Truck aber nicht in Frage. Permanent wird an neuen Burger-Kreationen gearbeitet, etwa mit Trüffel-Mayo, gegrillter Ananas oder mit gebackenem Camembert und Rosmarin-Preiselbeer-Chutney. Seit dem Vorjahr führen sie auch einen selbstgemachten fleischlosen Burger in ihrem Sortiment, der aber wie ein Bio-Fleisch-Burger schmeckt. „Schlappe acht Monate haben wir daran gearbeitet, bis die Patties aus Soja- und Weizenprotein die perfekte Farbe hatten, bissfest waren und auch im Geschmack überzeugten“ gibt Nicole Heimel Einblick in die Entwicklungsgeschichte des 180g Evolution Patty.

Doch egal, ob mit Fleisch oder ohne, ob als Bowl, in der Hand oder auf Tellern, in den ländlichen Regionen kommt das Essen auf Food­truck-Rädern genauso gut an wie in der Stadt. Die vielen positiven Erfahrungen der Trucker in den letzten Monaten lassen erahnen, dass der Run aufs Land gerade erst begonnen hat. 

RISOTTOMAS

An diesem Risotto hätte auch der Jedermann vom Salzburger Domplatz seine Freude. Ob Spargel, Bärlauch, Pilze, Kürbis, rote Rüben, Meeresfrüchte oder zarte Fleischfilets, die Fülle an Variationsmöglichkeiten lässt die Speisekarte praktisch im Wochentakt wechseln. Wenn Thomas Ensinger mit seinem Trailer durchs Salzburger Seenland fährt, hört man seine Gäste schon von Weitem rufen: RisotTomaaaaaaaaas!

 

SEETEUFEL

Foodtrucks müssen nicht zwangsweise günstiges Straßen­essen servieren. Das beweist der Seeteufel am Neusiedler See.   Die Region zählt zu den Hotspots unter Radtouristen und deshalb fischt der Seeteufel an einem stark befahrenen Radweg nach Beute. Als Köder dienen frischer Fisch und Meeresfrüchte, freitags auch noch Austern und Chablis. Wer da nicht seinem Drahtesel eine Pause gönnt, verpasst feinstes Essen in superchilliger Atmosphäre.

 

GAUCHOS DEL GUSTO

Buenos Dias! Wenn die Gauchos mit ihrem wuchtigen Trailer um die Ecke biegen, ist klar: Das wird ein guter Tag. Die Speisekarte klingt wie das Who’s who des guten Geschmacks – El Gaucho Burger, El Patriota Prime-Beef Sandwich, El Bisonte Special Bison-Steak-Sandwich, Patagonia Chicken Babe-Sandwich und El Vegetario. In weiteren Hauptrollen Chimichurri, Plancha-Gemüse, knackiges Bio-Gebäck, selbstgemachte Saucen und original argentinisches Cerveza. Salud!

„SIE MÜSSEN WISSEN, WANN UND WO DU STEHST.

Melanie Linden und Nicole Heimel, Gründerinnen der Goodman’s Burger Truck-Flotte, über ihre Entscheidung, Standplätze außerhalb der Großstädte anzufahren, und die größten Herausforderungen im Foodtruck-Business.

Wann haben Sie Ihre Foodtruck-­Karriere gestartet?

Melanie Linden: Das war im Herbst 2012. Wir hatten die Vision, Menschen mit nachhaltigem und hochwertigem Streetfood glücklich zu machen. Im Nachhinein betrachtet war das natürlich ein sehr romantischer Gedanke, das wahre Foodtruck-Leben ist beinhart. Aber wir haben es durchgezogen, sind unserer Vision immer treu geblieben und langsam gewachsen. Heute fahren wir bereits mit sechs Foodtrucks zu den Menschen raus.

Wie lautet Ihr Erfolgsrezept?

Nicole Heimel: Wenn man all die vielen kleinen Details, die den Gesamterfolg ausmachen, in eine allgemein gültige Formel pressen will, dann ist das am ehesten die Summe aus kompromissloser Qualität und strategischer Planung. Das beginnt in der Küche, wo wir ausschließlich Fleisch aus regionaler, biologischer Tierhaltung verwenden und unsere Burger-Buns von einer lokalen Traditionsbäckerei täglich von Hand für uns backen lassen. Dann brauchst du einen perfekt organisierten Plan für die Standorte der Trucks, das schließt auch gleich die Werbung mit ein. Die Leute müssen wissen, wann und wo du stehst. Und schließlich brauchst du ein Team, das mit Freude dabei ist und wo die Leute merken, dass ihnen der Job im Foodtruck Spaß macht.

Wie wählen Sie Ihre Standorte?

Melanie Linden: Das hat sich mit dem ersten Lockdown im März 2020 ganz stark gewandelt. Davor waren wir vor allem in Leverkusen, Düsseldorf, Köln und Bonn unterwegs, immer an Standplätzen mit vielen Bürogebäuden in Fußnähe. Da konnten wir mit ein wenig Werbung sicher sein, ein gutes Mittagsgeschäft zu erzielen. Dann kam der erste Lockdown mit Home-Office und alle Büroflächen waren leergefegt. Da kam uns natürlich zugute, dass wir schon länger im Geschäft sind und unsere Kunden auch kennen. Viele von ihnen haben sich in den letzten Jahren für unseren E-Mail-Verteiler angemeldet, um über aktuelle Standorte und Speisenangebote informiert zu werden. Diese Kontakte haben wir dann angeschrieben, um nachzufragen, wo denn das Home-Office unserer Kunden liegt.

Nicole Heimel: Es war fast ein bisschen überraschend, wie viele Kunden uns geantwortet haben. Der Response hat es uns ermöglicht, bestimmte Gebiete zu definieren, wo sich ein Standplatz für uns rentieren würde. Wir sind dann eben in Nörvenich statt in Köln gestanden, oder in Haan statt in Düsseldorf.

Nach Corona geht’s wieder zurück in die Städte?

Melanie Linden: Nein, die Pandemie hat gezeigt, dass Home-Office in vielen Branchen gut funktioniert. Es wird dahingehend bestimmt ein Wandel stattfinden und die Menschen werden öfter zuhause arbeiten. Es wird wohl eine Mischung aus Stadt und Land werden. Für uns als Foodtruck-Unternehmen bedeutet diese Entwicklung, dass wir, was unsere Standorte betrifft, weiterhin sehr flexibel sein müssen. Aber das ist ja ohnehin eine der großen Stärken im Foodtruck-Business.

Wie viele MitarbeiterInnen beschäftigen Sie?

Nicole Heimel: Als Unternehmerinnen haben wir auch eine soziale Verantwortung und es ist uns ein persönliches Anliegen, Frauen in der Arbeitswelt zu unterstützen. Wir haben aktuell rund 30 MitarbeiterInnen, unter ihnen sind auch ein paar Jungs, aber auch viele junge Mamis. Für sie ist der Job im Mittagsgeschäft ideal. Die Arbeit ist erledigt, bevor ihre Kleinen um 16 Uhr von der Kindertagesstätte abzuholen sind.

Ist der Konkurrenzdruck in den letzten Jahren gewachsen?

Melanie Linden: Der Markt hat noch genügend Raum für innovative Foodtruck-Konzepte. Konkurrenzdruck spüren wir überhaupt nicht, im Gegenteil. Wir unterstützen andere Foodtrucker sogar, sprechen uns mit ihnen ab bezüglich Standplätzen und Wochentagen. Denn die Kunden wünschen sich Abwechslung, niemand will tagein tagaus dasselbe essen. Aber wir beobachten, dass viele Schwierigkeiten haben, genügend Kunden an ihren Foodtruck zu bringen. Das liegt oft daran, dass sie zu wenig Werbung machen. Sei es aus Zeitmangel oder weil sie den Aufwand scheuen. Werbung ist aber ein Grundstein für den Erfolg, ohne geht’s nicht. Wie Nicole schon sagte: Sie müssen wissen, wann und wo du stehst. 

GOODMAN’S BURGER  TRUCK

Nach sechsmonatiger Planungs- und Vorbereitungsphase fuhr am 20. April 2013 der erste Goodman‘s Burger Truck aus der Garage von Melanie Linden und Nicole Heimel. Im Angebot: selbstgemachte Burger mit regionalem Bio-Beef und Fritten. Standplätze in direkter Nähe großer Bürokomplexe in Leverkusen, Düsseldorf, Köln und Bonn erwiesen sich als vorteilhaft. Nach nur einem Jahr konnte bereits der zweite Foodtruck angeschafft und das Team vergrößert werden. Im Hintergrund entwickelten die Gründerinnen eifrig neue Burger- und Saucen-Kreationen für die immer schneller wachsende Fangemeinde. Die Einnahmen wurden regelmäßig in den Ankauf weiterer Foodtrucks und die Optimierung des Equipments investiert. Heute zählt Goodman’s Burger Truck insgesamt sieben Foodtrucks (davon sind sechs on Tour) und rund 30 MitarbeiterInnen. Daneben sind ­Goodman’s Burger Trucks auch auf Festivals und Events zu finden.

Schließen

Klicken Sie Enter um zu starten oder ESC um zu beenden.