Branche

Traumhaus

Authentisch, nahbar, lebensfroh: Wenn Gäste Das ideale Dorfwirtshaus beschreiben sollen, wird das meiste davon auch auf das Gasthaus der Familie Mayer in St. Martin am Grimming zutreffen. Mit der nächsten WirtsGeneration entwickelt es sich nun Kulinarisch zum gastronomischen Fixpunkt in der gesamten Region.

Womit man uns in Verbindung bringt? Mit Geselligsein, feinem Essen und guten Getränken“, sagt Stefan Ell, Küchenchef im Wirtshaus Mayer in St. Martin am Grimming. Im März vergangenen Jahres hat er mit Freundin Lisa Mayer deren elterlichen Wirtshaus- und Hotelbetrieb übernommen. Gemeinsam haben die beiden frischen Wind in die dortige Gastronomie­szene gebracht, indem sie die regionale Küche verfeinert haben, ohne dabei ihre Bodenständigkeit zu verlieren. „Wir sind im Ennstal beheimatet und bleiben unseren Wurzeln treu. Schickimicki, damit können wir nichts anfangen“, sagt die Steirerin, die den Betrieb heute mit elterlicher Unterstützung in siebenter Generation führt.

Perfekte Balance

Mayer und Ell haben es geschafft, eine harmonische Balance zwischen klassischem Einheimischen-Wirtshaus, Halbpensionsbetrieb und gehobenem Gasthaus zu finden, die regionale Bevölkerung und jahrzehntelange Stammgäste als Kunden zu behalten und zusätzlich viele neue Gäste zu gewinnen. „Am Sonntag kommen vor allem Einheimische zu uns, die ihr geliebtes Schnitzel oder Ragout bestellen, aber an den Abenden spricht unser erweitertes Speisen- und Weinangebot auch viele auswärtige Gäste an. Es ist uns wichtig, für beide Zielgruppen attraktiv zu sein und zu bleiben“, so Mayer. „Wir sind immer wieder erstaunt, woher viele Gäste kommen und wie weit sie fahren, um bei uns zu essen“, setzt Ell nach. Was die beiden beobachtet haben: Die Wertschätzung für qualitativ hochwertiges, geschmackvolles Essen und die Bereitschaft, dafür auch einen höheren Preis zu zahlen, sind deutlich gestiegen.

Auch wenn das Angebot im Mayers heute etwas feiner ist als noch vor eineinhalb Jahren und die Preise etwas angehoben wurden: im Umgang mit den Gästen hat sich deshalb nichts geändert. „Wir sind ein Familien- und Freundebetrieb. Unsere Gäste spüren, dass wir uns untereinander gut verstehen und gemeinsam Freude beim Arbeiten haben. Diese positive Stimmung überträgt sich natürlich“, lacht Mayer, die im Service neben dem Vater von zwei Freundinnen unterstützt wird, während Freund Stefan in der Küche Mayers Mutter und ein befreundeter Koch zur Hand gehen: „Bei uns im Haus wird immer viel gelacht und manchmal auch bis in die Morgenstunden gefeiert.“ Die gelebte Geselligkeit spürt man besonders im Rahmen von Veranstaltungen, wo unterschiedliche Gäste auch gerne bewusst zusammengesetzt werden. Die anfängliche Zurückhaltung legt sich meist innerhalb kürzester Zeit, erzählt Mayer: „Die Stimmung im Raum ist an solchen Abenden ganz anders als an einem gewöhnlichen Abend, wo die Gäste an Zweiertischen sitzen – viel ausgelassener und fröhlicher.“ Das Gemeinschaftliche wird im Wirtshaus Mayer bewusst gefördert – auch durch das Mobiliar, erzählt Mayer: „In unserem Stüberl sowie auf der Wirtshausterrasse steht jeweils ein vier Meter langer Holztisch. Da haben bis zu 18 Personen Platz.“ Auf ein Reservierungspult hingegen verzichtet das Wirtshaus ganz bewusst: „Wir gehen lieber aktiv auf die Menschen zu, statt sie auf uns warten zu lassen.“ Die gleiche Vorgehensweise gilt auch im familien­eigenen, 25 Zimmer großen Dorfhotel, wo die Gäste gleich beim Auto und nicht erst beim Check-In begrüßt werden.

© WIRTSHAUS DORFHOTEL MAYER CHRISTOPH HUBER
© WIRTSHAUS DORFHOTEL MAYER CHRISTOPH HUBER
© WIRTSHAUS DORFHOTEL MAYER CHRISTOPH HUBER
© WIRTSHAUS DORFHOTEL MAYER CHRISTOPH HUBER
© WIRTSHAUS DORFHOTEL MAYER CHRISTOPH HUBER
© WIRTSHAUS DORFHOTEL MAYER CHRISTOPH HUBER

100 % Saisonenküche

Authentisch, bodenständig und mit viel Liebe, lautet auch das Motto in der Küche, die Stefan Ell seit rund eineinhalb Jahren verantwortet. Gekocht wird zu 100 % saisonal und zu 90 % regional. Verschiedenste Gemüsesorten, Salate, Kräuter und Blumendeko kommen in der Saison aus zwei hauseigenen Gärten. Bei Zucchini und Kürbis deckt die Ernte den Eigenbedarf zu 100 Prozent. In ein paar Jahren, hofft Ell, seine Küche auch mit Äpfeln, Birnen, Zwetschgen und Marillen aus dem heuer neu angelegten Obstbaumgarten selbst versorgen zu können. Der eigene Garten spielt für den Küchenchef, der langjährige Erfahrung in der Fine-Dining-Küche mitbringt, auch abseits der Versorgung eine wichtige und große Rolle: „Beim Blick auf die Ernte kommen mir die besten Ideen. Ich bin ein visueller Typ. Wenn ich die Lebensmittel vor mir sehe, dann habe ich sofort die Gerichte dazu im Kopf.“ Saucen und Suppen selbst anzusetzen, ist für Ell ebenso selbstverständlich wie die hauseigene Herstellung von Marmeladen und Fruchtröstern: „Wir verwenden keine Fertigprodukte.“ Brot fürs Gedeck und den Gruß aus der Küche kommt ebenso aus dem eigenen Back-, geräucherter Fisch aus dem eigenen Räucherofen.

Internationale Einflüsse

Die handgeschriebene Speisekarte des Wirtshauses ändert sich im Ein- bis Zwei-Wochen-Rhythmus. Tagesaktuelle Gerichte ergänzen das À-la-Carte-Angebot. „Ich liebe es, spontan sein zu können und das, was mir Landwirte und Jäger zwischendurch anbieten, gleich frisch zu verarbeiten“, so Ell, der im Sterne-Restaurant Le Jardin de France in Baden-Baden, im Hotel du Cap Eden Roc an der Côte d'Azur sowie auf der MS Europa 2, wo er Lisa Mayer kennenlernte, internationale Erfahrung gesammelt hat. Die Einflüsse der internationalen Küche mit Schwerpunkt auf den mediterranen Raum sind unverkennbar: Kürbisrisotto mit geröstetem Grünkohl, Quinoa-Zucchiniblüten mit getrockneten Tomaten, Fischeintopf mit Fregola Sarda und Gartengemüse oder Kalbsleber mit Kapern, Zwiebeln und Rösterdäpfeln sind nur vier plakative Beispiele für Ells kreative Melange von regionaler und internationaler Küche. Dabei handelt es sich aber lediglich um Einflüsse, wie Ell betont: „Ich wandle bekannte Gerichte gerne auf meine Art ab und tausche Zutaten dem regionalen und saisonalen Angebot entsprechend aus.“ Gute Beispiele dafür: die Käferbohnen-Falafel oder die hausgemachte Frühlingsrolle mit Bergkäse-Kraut-Füllung. Fischgerichte und vegetarische Köstlichkeiten sind für Ell ebenso ein Muss auf jeder Karte wie herzhafte Klassiker. Bierbratl etwa, frittierter Schweinebauch oder Rib Eye vom Almochsen. „Wir achten darauf, dass sowohl bei den Speisen als auch beim Preis für jeden etwas dabei ist“, betont Lisa Mayer, deren Ziel es ist, ein schönes Wirtshaus mit guter Küche zu sein: „Wir streben keine Sterneküche an.“ Um Ells Kulinarik auch mit entsprechend hochwertigem Weinangebot begleiten zu können, hat sie aber die Ausbildung zur Sommelière Österreich sowie zur internationalen Diplomsommelière absolviert.

Ganzjährig authentisch

Jährliche kulinarische Highlights im Wirtshaus sind die hauseigenen Veranstaltungen, rund fünf pro Jahr, sowie die zweimal jährlich stattfindenden Saisonabschlussfeiern, wo das Motto „5 Gänge – 5 Köche“ lautet. Pro Event werden zwischen 80 und 100 Gäste im Rahmen einer geschlossenen Veranstaltung mit einem eigens kreierten Menü verköstigt. Beim Event im August, einem italienischen Abend, wurden die Gäste von Ell sowie von Gastkoch Vincenzo Romano kulinarisch und vom Paganin Soatnquartett akustisch verwöhnt. Im September stand die spanische Küche im Fokus. „Rückmeldung der begeisterten Gäste: Der Abend bei euch war wie ein Tag Urlaub“, erzählt Mayer.

Mit der Neuübernahme haben Lisa Mayer und Stefan Ell das Wirtshaus samt Dorfhotel auf einen Ganzjahresbetrieb umgestellt und die wöchentliche Öffnung auf sechs Tage ausgeweitet, um auch dann für Gäste da zu sein, wenn die regionalen Gastwirte Ruhetag oder Betriebs­urlaub haben: „Wir liegen zwar in einer saisonal geprägten Region, aber wir finden, dass auch der November ein schöner Monat ist. Und was kann man bei Nebel und Kälte Besseres tun, als essen zu gehen und zu genießen.“ Geht es nach Mayer und Ell, soll es nicht nur bei diesen Änderungen bleiben: „Unser Betrieb wurde 1864 gegründet und hat sich von Generation zu Generation immer wieder verändert und weiterentwickelt. Wir machen das, was uns Spaß macht. Der Rest zeigt sich von selbst. Dabei möchten wir nie unsere Persönlichkeit verlieren und streben auch nicht an, perfekt zu sein, sondern authentisch zu bleiben.“

 

„Die Bereitschaft, für qualitativ hochwertiges Essen mehr zu bezahlen, ist definitiv gestiegen.“

Lisa Mayer, Wirtshaus & Dorfhotel Mayer, St. Martin am Grimming

„Ich liebe es, das, was mir Jäger und Landwirte anbieten, gleich frisch zu verarbeiten.“

Stefan Ell, Wirtshaus & Dorfhotel Mayer, St. Martin am Grimming

Schließen

Klicken Sie Enter um zu starten oder ESC um zu beenden.