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Wer mit der Zeit gehen will, sollte als Gastronom beim Umwerben von Gästen und Mitarbeitern soziale Medien nicht scheuen. Heißestes Eisen derzeit: die Kurzvideo-Plattform TikTok, wo Sekunden-Videos über Nacht schon mal schnell die Bekanntheit eines Restaurants in die Höhe schnellen lassen können.

Es geht meist schrill, wild, verrückt und schnell zu in unserer Social-Media-Welt. Das kann ältere Baujahre schnell verschrecken. Die Digital Natives, also alle ab 1980 Geborenen, haben damit aber kein Problem. Im Gegenteil. Sie mischen als „Content Creator“, die selbst Videos und Bilder veröffentlichen eifrig mit. Besonders die Videoplattform TikTokhat die Welt der sozialen Netzwerke in jüngster Zeit bunter gemacht und auf ihrem Siegeszug in Sachen Beliebtheit etablierte Apps wie Instagram und Facbebook überholt. Im Ranking der größten sozialen Netzwerke und Messenger belegte TikTok mit seinen eine Milliarde monatlich aktiven Nutzern im Jänner 2022 bereits den sechsten Platz. In der ersten Hälfte 2022 war es die meistinstallierte Non-Game-App der Welt.

Das chinesische Videoportal zählte vergangenes Jahr weltweit über 1,5 Milliarden User. Kein anderes soziales Netzwerk hat in der Vergangenheit derart schnell an Bedeutung und Einfluss gewonnen. Dabei wurde es erst 2016 von dem Unternehmen ByteDance gegründet und 2017 international zugänglich gemacht.

Besonders bitter ist für die „alten Hasen“ der Social-Media-Szene, dass sie das Feld für TikTok aufbereitet haben. Mit ihren Apps haben sie neue Nutzungsgewohnheiten eingeführt und auch bei der Nutzung von Algorithmen zur Steuerung des individuellen Nutzerverhaltens waren sie die Vorreiter. Auch dem raschen Erfolg von TikTok liegt ein Algorithmus zugrunde. Der „Für dich“-Feed passt sich perfekt an die Bedürfnisse der User an. Ein weiterer Vorteil gegenüber anderen Apps ist die Vollbildfunktion. Sie ermöglicht TikTok das genaue Messen der Nutzer-Interaktionen. Ob ein User ein Video schnell wegklickt oder sich bis zum Ende ansieht, dient als Indikator für Vorlieben, der TikTok wiederum hilft, noch gezielter vorzugehen. Hat der Algorithmus einmal die Interessen erkannt, scheint der Strom an neuen, interessanten Videos schier endlos. Ständig werden neue Inspirationen geliefert. Obendrein animieren Challenges – also Wettbewerbe unter den Nutzern – zum Mitmachen. Sie treiben die Anzahl an Views und Likes in die Höhe und sind ein weiteres Erfolgsgeheimnis der App. Ein weiterer Grund für das schnelle Wachstum: TikTok agiert nach einem anderen Prinzip als Instagram oder Facebook. Bei diesen würden in der Regel „nur die bereits mit dem eigenen Account verknüpften Personen und Unternehmen erreicht und damit tendenziell immer der gleiche Kreis“, sagt Social-Media-Experte Jan König, Mitgründer der Agentur Odaline. Bei TikTok hingegen erreiche man mit einer Kreation „potenziell einen breiteren Personenkreis, nämlich die Zielgruppe, die sich für das jeweilige Thema interessiert“. Eine riesige Chance für alle, die eine genau absteckbare Zielgruppe ansprechen möchten. Wer sich zum Beispiel sehr für Essen und Kochen interessiert, bekommt Beiträge zu diesen Themen von allen Nutzern zugespielt – nicht nur von denen, denen er folgt. Die künstliche Intelligenz im Hintergrund sorgt dabei für eine positive Nutzererfahrung und steigert die Intensität der Interaktion, die bei TikTok deutlich über jener anderer sozialer Netzwerke liegt.

„BEI TIKTOK ERREICHT MAN GENAU DIE ZIELGRUPPE, DIE SICH FÜR EIN THEMA INTERESSIERT.“(JAN KÖNIG, CO-GRÜNDER, AGENTUR ODALINE, KARLSRUHE)

Ideale Lösung für KMU

Bei Instagram verlieren Beiträge trotz Algorithmus nach einer gewissen Zeit Reichweite. Zudem ist eine hohe Anzahl an Followern nötig, um sichtbar zu sein. TikTok böte einen realistischen Algorithmus für kleine und mittelständische Unternehmen, sagt Epu Shaha, Geschäftsführerin der Epu Design GmbH: „Er funktioniert genauso vorteilhaft bei wenig Followern wie bei älteren Videos. Veröffentlichte Videos gewinnen stetig an Reichweite und können auch nach Monaten noch viral gehen. TikTok ermöglicht es dadurch, quasi über Nacht enorm zu wachsen.“ Beschleunigt werden kann das Wachstum durch „Challenges“ oder den Einsatz von erfolgversprechenden, beliebten Hashtags.

So verwundert es nicht, dass TikTok-User durchschnittlich rund 1,5 Stunden pro Tag in der App hängen. Zahlen aus dem Frühjahr 2022 zeigen, dass TikTok die zweitengagierteste Userbase unter allen Mitbewerbern hat: Fast ein Drittel der installierten TikTok-Apps wird täglich geöffnet.

 

Digitale Generation

Besonders beliebt ist die Videoplattform bei der Generation Z: User zwischen 18 und 24 Jahre machen fast die Hälfte der TikToker aus. Unter ihnen hat das Teilen von selbstgedrehten Videoclips, die mit Musik unterlegt werden können, einen ganz besonderen Hype ausgelöst. Dafür spricht auch das Ranking der beliebtesten TikTok-Accounts weltweit, das vom 22-jährigen Khabane Lame angeführt wird, der im Video Personen parodiert, die einfache Aufgaben verkomplizieren. An zweiter Stelle steht die 18-jährige US-amerikanische Influencerin Charli D’Amelio. Sie besaß zeitweise den meistabonnierten TikTok-Account der Welt und bekam damit sogar einen Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde.

Was TikTok neben seinem Algorithmus auszeichnet, ist, dass die App Inhalte bietet, die es in dieser Art in keinem anderen sozialen Netzwerk gibt. Der Content ist generell authentischer, weil spontaner und viel weniger geschönt. In der Regel stehen „Normalos“ vor der Kamera und sprechen „Normalos“ an. Sie drücken sich durch ihre Kurzvideos selbst aus. TikTok ist viel authentischer und näher am Leben, erklärt dazu Social-Media-Experte König von Odaline. Instagram würde von Unternehmen noch nach den „gelernten“, aus der TV-Werbung bekannten ästhetischen Hochglanz-Kriterien bedient werden und sei daher eher artifiziell.

Wenngleich das Ästhethische beziehungsweise künstlich Perfekte auf TikTok einen geringeren Stellenwert hat als beispielsweise bei Instagram, gibt es auch in der App eine große Auswahl an Filtern, Effekten sowie Songs, um die Videos zu bearbeiten. Der Aufwand, sich selbst in Szene zu setzen, ist aber generell sehr gering. Außerdem kann ein aufwändiges, arbeitsintensives Video am Ende weniger Views generieren als ein spontaner, unprofessionell gefertigter Schnellschuss.

"TIKTOK IST DER TRAUM FÜR JEDEN, DER RESTAURANTMARKETING MACHT.“(RYAN GOFF, SOCIAL MEDIA MARKETING DIRECTOR, MGH, BALTIMORE/MARYLAN)

Bekanntheit steigern

Auch wenn die App bislang für kurzweilige, schnelle Unterhaltungshäppchen in Form von maximal 60-sekündigen Musik- und Tanzvideos bekannt war und damit auch groß geworden ist, sollte sie nicht als Spaßportal abgetan werden. Hinter der Videoplattform steckt mittlerweile viel mehr und die veröffentlichten Inhalte umfassen bereits ein großes Spektrum an Inhalten. So begeistert TikTok mittlerweile auch Nutzer verschiedenster Altersgruppen.

TikTok bietet außerdem lukrative Möglichkeiten zur Monetarisierung und erfolgversprechende Chancen zur Bekanntmachung und Bewerbung von Menschen und Marken. Nutzer können Einnahmen mittels Livestreams, Affiliate-Marketing, Sponsoring und Merchandise/Produktverkauf erzielen; Unternehmen, indem sie Nutzer für Werbezwecke anheuern. TikToker wie Charli D’Amelio verbuchen ein Jahreseinkommen im zweistelligen Millionen-Euro-Bereich. Doch der Erfolg eines Produkts kann manchmal auch schon im kleinen Maßstab groß sein: Nachdem die finnische Food-Bloggerin Jenni Häyrinen aka @liemessa ihre Feta-Pasta über Instagram und TikTok mit den Usern teilte, entstand auf TikTok sofort eine virale Feta-Challenge. Ihre Follower kochten das Rezept nach und sorgten dafür, dass Feta in mehreren finnischen Orten ausverkauft war, weiß Epu Shaha, Inhaberin und Geschäftsführerin der Epu Design GmbH.

 

Einfluss aufs Essverhalten

Wie sehr TikTok-Videos wirken, verdeutlicht eine im Herbst 2021 von der Marketing- und Kommunikationsagentur MGH durchgeführte Studie über deren Einfluss auf das Essverhalten von US-amerikanischen TikTok-Usern. Mehr als die Hälfte der zu den Millennials zählenden TikToker besuchte ein Lokal oder bestellte Essen von dort, nachdem sie es auf TikTok gesehen hatte. Über alle Generationen hinweg waren es 38 %. Laut MGH ist das gleichzusetzen mit rund 51,8 Millionen US-amerikanischen Restaurantbesuchern, deren Essverhalten von der Plattform beeinflusst wurde. Eine stolze Zahl bei rund 136 Millionen TikTok-Usern in den USA. Außerdem waren TikTok-Videos ausschlaggebend dafür, dass die User längere Reisezeiten für neue Essenserfahrungen auf sich nahmen und sich auch zu höheren Ausgaben als sonst hinreißen ließen. Häufigster Grund, warum ein Restaurant besucht wurde, war das ansprechende Aussehen des Essens, gefolgt von einer speziellen Speise auf dem Menü. Als weitere Gründe wurden die ansprechende Atmosphäre, die großartige Aussicht sowie die coole Art, das Essen oder die Drinks zu servieren, genannt. Für Ryan Goff, EVP, Social Media Marketing Director bei MGH, steht fest: „TikTok hat die Art, wie sich die Menschen verhalten, wo sie ihr Geld ausgeben und – noch wichtiger – wie sie ihr Geld ausgeben, komplett geändert. TikTok ist wirklich ein ‚Restaurant marketer's dream-come-true’. Es gibt nicht viele andere Tools in unserer Marketing Toolbox, die die Art des Einflusses, wie es TikTok in der Studie verspricht, antreiben können.“

Eine Tatsache, die Chefkoch Laurent Tourondel, Inhaber des US-Restaurants Skirt Steak, 2021 am eigenen Leib erlebte. Nach einem positiven Review einer TikTokerin zu seinem Steak wurde sein Lokal zum Besuchsmagnet. Nach zwei Tagen hatte der Post eine Million Views und Tourondel mehr als 100 Menschen vor seinem Lokal, die drauf warteten, bei ihm essen zu können. „Es ist verrückt”, sagt Tourondel: „An einem Tag machst du den normalen Service, am nächsten verdoppelst du deine Cover, weil jemand ein Video deines Essens und Lokals gepostet hat.“

Soziale Medien als Werbekanal nutzen mittlerweile zahlreiche Köche und Restaurants. Wobei die sogenannten Early Adopters oft die Nase vorne und bereits Kapital daraus geschlagen haben. Das macht es für Nachahmer schwieriger, weil manche Themen und Geschichten schon gut besetzt sind. Einer der ersten, der die lukrative Wirkung der Vermarktung seiner Person entdeckt hat, war der Gastronom Nusret Gökçe alias Salt Bae. Mit seinen Internetvideos hat er sich mit seinen 22 Restaurants weltweit in die Millionärs-Liga katapultiert. „Der Mann ist ein Phänomen. Jeder, der in den letzten Jahren einen Internetzugang hatte, hat ihn schon einmal ungelenk Salz streuen sehen. Den Arm im 45-Grad-Winkel, die Hand zum Vogelschnabel gebogen, mit spitzen Fingern über den Ellbogen aufs Fleisch. Das ist der Signature-Move von Salt Bae, vielfach kopiert, vielfach karikiert“, beschreibt Journalistin Tina Pokern den gelernten, extravaganten Metzger. Auf Instagram hat sich der Träger einer immer gleichen Sonnenbrille und geschniegelte lange Haare zur Marke stilisiert und natürlich ist er längst auch auf TikTok aktiv. Aktuelle Zahl aller TikTok-Views: 5,6 Billionen.

„ICH HABE MEINE COVER VERDOPPELT, WEIL JEMAND EIN VIDEO MEINES ESSENS UND LOKALS GEPOSTET HAT. “(LAURENT TOURONDEL, SKIRT STEAK, NEW YORK)

Content generieren

Ob Behind-the-Scene-Videos, die Zubereitung von Gerichten, Test-Verkostungen von Stammgästen oder die Teilnahme an einer Challenge – es ist der Spagat zwischen Erwartung und Realität, der auf TikTok Interesse erregt. Es sind die Grenzen, die erweitert und manchmal sogar gesprengt werden, etwa wenn dem Sternekoch beim Wenden die Crepe auf der Kochmütze landet. Es ist der Blick hinter den Vorhang, der interessiert. Der Einblick, der Nähe, Menschlichkeit und vor allem das Unperfekte preisgibt.

So braucht es grundsätzlich für die Erstellung der Videos auch keinen großen Aufwand. Einfach produzierte, authentisch wirkende Inhalte kommen am besten an. Wer regelmäßig posten möchte, sollte jedoch einen zeitlichen und kreativen Aufwand einplanen. Das vierköpfige Marketing-Team vom Nashviller Hähnchen-Spezialisten The Red Chickz widmet laut Gründer Shawn Lalehzarian der Beschäftigung mit TikTok wöchentlich 15 bis 20 Stunden Arbeitszeit. Da hinein fließt auch das Brainstorming und Checken neuer Trends. Einen großen Zeitaufwand für die App betreibt ebenso die amerikanische Fast-Casual-Restaurantkette Chipotle. Das mexikanische Fast-Casual-Konzept launchte seinen offiziellen TikTok-Business-Account 2018 und setzte damit Standards, wie man als Brand mit der Community in Kontakt kommen kann. Das Unternehmen hat seither mehr als 1,3 Millionen Follower und mehr als 20,7 Millionen Likes mit seinen hunderten Videos erzielt. Mit bodenständigen, unvollkommenen Einblicken in ihren Alltag anstatt traditioneller Branding-Videos erreichte das Unternehmen sechs- bis siebenstellige Aufrufzahlen. Darunter Videos von Usern, die ihre bevorzugten Chipotle-Hacks präsentieren, oder Step-by-step-Rezeptanleitungen. Für die gute Laune werden Comedy-Sketches produziert oder Content von Fans, der beispielsweise Szenen zeigt, wo Menschen Chipotle falsch aussprechen oder Burritos als Hanteln verwenden. Ebenso integriert die Restaurantkette Behind-the-scenes Material in ihre Videos, um die reale Küche und Team-Mitglieder zu präsentieren. Chipotle veranstaltete außerdem bereits zwei sehr erfolgreiche Branded-Hashtag-Challenges. Eine davon, die von einem Angestellten inspirierte #LidFlipChallenge, bei der es darum ging, eine Burrito-Bowl zu flippen.

Trotz dieser Beispiele sei gesagt: Große Reichweiten lassen sich auch ohne Challenge und schon mit sehr geringem Aufwand erzielen, weshalb TikTok ebenso von inhabergeführten Restaurants oder weniger großen Restaurantketten als Marketing-Tool in Betracht gezogen werden sollte. Dafür braucht es auch nicht gleich ein Businesskonto auf TikTok. Dieses hat allerdings den Vorteil, Zugriff auf wertvolle Insights zu bekommen und Analysen herunterladen zu können. Außerdem gibt es Anleitungen und Inspirationen für Unternehmensinhalte.

 

Chancenreich

Nach einem viral gegangenen Post dann den plötzlich eintretenden Erfolg zu managen, kann zur Herausforderung werden, wie das Beispiel Skirt Steak zeigt. Es macht den Erfolg auf der Videoplattform auf eine Art und Weise auch unberechenbar. Tourondels übermäßiger Erfolg mit seinem Skirt Steak hat mittlerweile auch wieder nachgelassen, doch die durchgängige Auslastung ist seit TikTok geblieben. Dennoch ist er überzeugt, dass die App nur dazu beigetragen hat, die Popularität zu steigern. Sie würde nicht andauern, wäre sein Unternehmen nicht auch von selbst bereits gut genug gewesen. Gastronomen, die jetzt noch unsicher sind, TikTok zu nutzen, sei gesagt: Das Potenzial zu ignorieren wäre keine weise Entscheidung. Auch wenn keine Viralität garantiert werden kann, so ist es empfehlenswert, es in die Marketing-Strategie zu integrieren. Wer keine eigenen Ideen hat, lässt sich einfach von anderen inspirieren und nutzt eine Welle, mit der man mitschwimmt. Oder man macht einfachen Foodporn. Der zieht immer. Eines sollte dabei in den Videos keinesfalls zu kurz kommen: Spaß, Persönlichkeit und Originalität.

„VIDEOS GEWINNEN STETIG AN REICHWEITE UND KÖNNEN AUCH NACH MONATEN NOCH VIRAL GEHEN. “(EPU SHAHA, GESCHÄFTSFÜHRERIN, EPU DESIGN GMBH, KÖNIZ, SCHWEIZ)

Interview

„Tiktok Hat enormes Potenzial.“

TikTok wird von Gastronomen noch vernachlässigt, sagt Epu Shaha, Inhaberin der Full-Service-Agentur Epu Design, und liefert triftige Gründe, warum auch sie auf TikTok setzen sollten.

Warum sollte ein Gastronom TikTok nutzen, Frau Shaha?

Aufgrund der jüngeren Zielgruppe, des hohen Engagements und des Wachstumspotenzials ist TikTok mittlerweile der perfekte Ort für Restaurants und Gastronomen aller Art. Mit TikTok werden sozusagen die Gäste und Mitarbeiter von morgen angesprochen. TikTok bietet jedem die Möglichkeit, in kurzer Zeit mit eher wenig Aufwand ein großes Publikum zu erreichen. Gutes Marketing bedeutet in diesem Fall, ansprechende Inhalte zu erstellen, welche bei potenziellen Gästen Anklang finden. Wer ganz genau hinsieht, merkt, dass die meisten Videos die Gratwanderung zwischen Unterhaltung und seriöser Eigenwerbung auffallend kreativ meistern.

Welche Inhalte machen auf TikTok für die Gastronomie Sinn?

TikTok bietet die Möglichkeit für spontanen und „echten“ Content. Nutzer wollen einen Blick hinter die Kulissen und erwarten Nahbarkeit; dies eröffnet Gastronomen eine Bandbreite an spannenden Inhalten. Dabei sollte man sich stets mit der Frage befassen: Was möchten unsere Kunden sehen und von welchen Inhalten profitieren sie am meisten? So sind zum Beispiel „Behind the Scenes“ sehr beliebt: Mitarbeitende können bei täglichen Aufgaben begleitet werden oder die Küche zeigt auf eine spielerische Art, wie die Menüs produziert werden. Neue Gerichte lassen sich so wunderbar vorstellen und es können Rezepte, Kochtipps oder Weinempfehlungen mit den Nutzern geteilt werden. Ein großes Thema sind natürlich auch Food-Influencer. Je mehr positives Feedback ein Betrieb von Nutzern erhält, desto größer die Reichweite.
Weniger zu empfehlen ist hingegen, schlecht über Konkurrenten oder über eigene Gäste zu reden. Man sollte sich immer auf eigene Stärken konzentrieren, statt andere schlecht zu machen – das ruiniert nur den eigenen guten Ruf!

Worauf muss ich achten, wenn ich andere Nutzer einbinde, das heißt eine Challenge starte?

Am Anfang würden wir empfehlen, zuerst auf Challenges zu reagieren, bevor eigene Challenges gestartet werden. Hat man den Dreh dann etwas raus, sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Besonders die Hashtag-Challenge ist ein beliebtes Format auf TikTok. Dabei werden die User aufgefordert, unter einem spezifischen Hashtag ihr eigenes Video hochzuladen. Je einfacher und gleichzeitig kreativer die Challenge, desto mehr Reaktionen dürfen erwartet werden.

Wann macht es Sinn, eine Anzeige zu schalten, statt auf ein selbstgedrehtes Video zu setzen?

Anzeigen machen dann Sinn, wenn eine ganz spezifische Zielgruppe angesprochen werden soll. Deckt sich ein großer Teil der TikTok-Nutzerschaft mit der eigenen Zielgruppe, lohnt es sich, hier zu investieren. Der TikTok Ads Manager ist dem von Facebook relativ ähnlich und die Anzeigen lassen sich auch schon mit einem kleineren Budget erstellen. Zudem kann man aus einer Auswahl von sechs Zielen entscheiden, wo der Fokus der Anzeige liegen soll. Jedoch sollte man sich bewusst sein, dass es noch einige Mängel in Bezug auf das Tracking und Targeting gibt. Also vielleicht zuerst auf die organische Reichweite setzen und sehen, was funktioniert und was weniger – und danach anhand davon wenige, aber dafür gezielte Anzeigen schalten.

Worauf kommt es bei den Videos an? Worauf sollte man achten?

Der Vorteil an TikTok ist, dass ungeschliffene, spontane Videos oft professionelle Inhalte übertreffen. Die Videos müssen also keinesfalls vom Profi erstellt werden. Sie sollten lediglich sorgfältig überlegt und kreativ sein – und natürlich sind ein gutes Handy und eine natürliche Lichtquelle förderlich! Wer ein bisschen rumprobiert und sich von ähnlichem Content inspirieren lässt, sollte bald den Dreh raushaben.

Wie wichtig ist es, eine Linie bei den Videos zu verfolgen? Braucht es das?

Einen roten Faden braucht es nicht unbedingt. Bei besonders gefragten Themen kann es sich aber lohnen, eine Serie zu starten und diese regelmäßig zu führen. Grundsätzlich gilt: Solange die Inhalte den Account als Gastronomie-Betrieb wiederspiegeln, haben Sie nichts falsch gemacht!

Wie empfehlenswert sind Social-Media-Agenturen?

Als Standard-Handynutzer ist es eigentlich ganz einfach, TikTok zu nutzen. Dazu gibt es im Internet mittlerweile zig Anleitungen und Tipps aller Art. Will man nach außen hin professionell und seriös wirken, sollte man sich jedoch von einer
Social-Media-Agentur beraten lassen.
Die eigentliche Herausforderung sind nicht das Filmen und das Hochladen von Content, vielmehr der Aufbau und die Bewirtschaftung eines Accounts. Social-Media-Agenturen bieten nicht nur an, Videos zu erstellen und zu posten, sondern auch eine eigene Strategie zu entwickeln, mögliche Themen zu erarbeiten und eine funktionierende Brand Identity aufzubauen. Zudem bieten diese Analysen zur Performance-Verbesserung an und können neben dem Coaching auch das Influencer-Marketing, Ads und Kampagnen in die Wege leiten. So lernen Gastronomen das Beste aus den Tools ihres Business-Accounts herauszuholen. Die Videos filmen und posten können die Betriebe nach Bedarf dann auch selber.

Machen das schon viele Betriebe?
TikTok wird bei Gastronomen noch etwas vernachlässigt, obwohl enormes Potenzial dahintersteckt! Viele fürchten, TikTok sei mit zu viel Aufwand verbunden oder dass sie die falsche Zielgruppe ansprechen. Manche trauen sich schlicht und einfach auch nicht, der Plattform eine Chance zu geben. Daher unser Tipp: Rat bei einer professionellen Agentur suchen und sich vom Potenzial überzeugen lassen!

Es gibt ja bereits einige Beispiele von Restaurants, die mit ihren Videos viral gingen. Wie schafft man das?

Ja, da gibt es unzählige! So hat der virale Erfolg der Hobby-Köchin Nadia Caterina Munno aka The Pasta Queen zum eigenen Kochbuch verholfen. Und vor den Backstuben von Cédric Grolet stehen die Kunden auch wegen der kreativen Back-Videos Schlange.
Viral gehen bedeutet, dass ein Bild, ein Account oder ein Videoclip in den sozialen Medien besonders oft gesehen, geteilt und geliked wurde. Ein Video kann Millionen von Aufrufen erhalten und ein Geschäft über Nacht nachhaltig verändern. Jedoch gibt es keine Garantie für Erfolg! Wie bereits erwähnt: Auf TikTok kann ein Video viral gehen, während das Folgende kaum beachtet wird. Um langfristige Ergebnisse zu erzielen, sollte man auf mehreren sozialen Medien aktiv sein, eine Community aufbauen und Brand Awareness durch regelmäßige Posts schaffen. 

 

Epu Shaha

Die Schweizerin ist Geschäftsführerin und Inhaberin der Design-Agentur Epu Design, die sich auf Marketing, Branding und Social Media spezialisiert hat. Epu baut Social-Media-Kanäle auf, betreut sie für seine Kunden und generiert so Follower, Likes und Shares. Dafür werden Strategien entwickelt und kontinuierlich Inhalte produziert.

 

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