Herkunft

Weisses Gold

Die Waldviertler Manufaktur Die Käsemacher spezialisiert sich seit 30 Jahren auf die Verarbeitung heimischer Schaf- und Ziegenmilch.Tierwohl, Nachhaltigkeit und viel Handwerk sind dabei die Basis für Erfolg wie Geschmack.

Für die Schramels sind Fanni und Camilla so etwas wie Familienmitglieder. Die beiden Tiere leben auf 775m Seehöhe am südlichen Rand des Waldviertler Hochplateaus und liefern ihren Landwirten Franz und Andrea eine wichtige Einnahmequelle: Schafmilch. Abnehmer ist die Manufaktur Die Käsemacher im nahen Vitis, die in der ganzen Region die naturnahe Produktion des weißen Goldes angekurbelt hat. Rund 50 Schaf- und Ziegenbauern mit je 30 bis 250 Muttertieren aus dem Wald-, Most- und Mühlviertel sind heute Käsemacher-Milchprofis. „Klasse statt Masse ist unsere Devise. Genau das schmeckt man auch in unseren Produkten“, erklärt Die Käsemacher-Geschäftsführerin Doris Ploner ihren Ansatz. Die Tiere der Partnerbetriebe werden zur Gänze gentechnikfrei sowie mit Glyphosat-freiem Grün- und Raufutter gefüttert. Das bedeutet zu 100 % gentechnikfreie Milchprodukte. „Eine Milchproduktion im Einklang mit der Natur und eine artgerechte Tierhaltung sind für uns eine Voraussetzung der Zusammenarbeit“, betont sie. Rund fünf Millionen Liter Milch werden mit unternehmenseigenen Sammelwägen jedes Jahr direkt von jedem Hof abgeholt: „Dieser ganze Kreislauf ist nicht nur äußerst CO2-sparend, sondern vor allem nachhaltig, da die Wertschöpfung in unserer Region bleibt.“

Gegründet wurde die Manufaktur 1991 von Ploners Vater Hermann. „Mein Vater war ein Visionär und stets offen für Neues. Er wollte seine Milch nicht bloß abliefern, sondern zur weiteren Wertschöpfung beitragen. Also kaufte er mehr Schafe und begann selbst Käse herzustellen“, erzählt Ploner von den Anfängen. Zur damaligen Zeit war der Firmengründer der Erste in Österreich, der sich auf Produkte aus Schaf- und Ziegenmilch spezialisierte. Auch die käsegefüllten Antipasti, mit denen das Unternehmen schließlich überregional Bekanntheit erlangte, entsprangen seinem Erfindergeist. „Mitte der 90er kannte man hierzulande die italienische Vorspeise zwar schon. Zwiebel, Essiggurkerl und Cocktailtomaten mit Frischkäse zu füllen, war allerdings noch sehr untypisch für Antipasti“, erinnert sich Tochter Doris Ploner.

Schnellstart ins Käsebusiness

Hermann Ploners Start ins Käsebusiness waren seine Schafmilch-Gupferl, die sich vor allem in den Heurigen der Weinregion um Krems schnell zu einem ersten Absatzerfolg enwickelten. Also nahm sich der Landwirt bald zusätzlich Ziegen und beendete wenige Jahre später die Kuhmilchproduktion. Schließlich gewann Ploner Senior sogar den Feinkost-Einzelhandel für seine Schaf- und Ziegenmilchspezialitäten und brauchte immer größere Mengen Milch. Also überzeugte der Käsemacher immer mehr andere Milchwirtschaftsbetriebe der Region von der Schaf- und Ziegenhaltung. 1996 investierte er schließlich in eine eigene Käserei in Vitis, auf einem Hochplateau im nördlichen Waldviertel, wo sich noch heute Produktion und Zentrale befinden. „Der Standort im Waldviertel ist uns wichtig, denn unsere wichtigsten Rohstoffe sind aus der Region“, unterstreicht Doris Ploner und ergänzt: „Wir sind stark verbunden mit unserer Heimat. Die Produktion von Frisch- und Schnittkäse aus Schaf- und Ziegenmilch ergab sich schließlich auch daraus, dass sich diese Art der Milchwirtschaft besonders gut mit der kleinstrukturierten Landwirtschaft, dem Klima und den Bedingungen im Waldviertel vereinbaren lässt.“

„KLASSE STATT MASSE IST UNSERE DEVISE. GENAU DAS SCHMECKT MAN AUCH IN UNSEREN PRODUKTEN.“
(DORIS PLONER, GESCHÄFTSFÜHRERIN, DIE KÄSEMACHER, VITIS)

Qualitätsvorteil Manufaktur

Hinter den Produkten von Die Käsemacher steckt viel Handarbeit, betont Ploner: „Als Manufaktur leisten wir uns viel Gschisti-gschasti. Auch wenn wir teils halbautomatische Lösungen für den Produktionsprozess entwickelt haben, erfordern unseren Röllchen, Bällchen und Gupferln viel händisches Feintuning. Diesen Arbeitsaufwand wollen und können große Molkereien gar nicht bewerkstelligen und selbst gemacht bekommt man das auch nicht in dieser Qualität und Optik zustande.“

Eigene Gemüsezüchtung

Der Star im Sortiment ist die Antipasti-Kreation „Peppersweet“ – ein knallroter Mini-Kirschpaprika mit einem Herz aus feiner Frischkäsefüllung. Das Gemüse stammt aus eigener Züchtung und zeichnet sich besonders durch seinen knackigen Biss, gschmackiges Fruchtfleisch und einen milden, süßlichen Geschmack aus. „Herkömmliche Kirschpaprika sind von Natur aus eher pfefferoniartig und haben eine leichte Schärfe. Die hat nicht zu unserer Art von Produkt gepasst. Außerdem wollten wir unabhängig sein vom Weltmarkt, also haben wir begonnen, unsere eigene Züchtung zu entwickeln. Wichtig war uns die Größe, denn die Peppersweet soll mit einem Happen in den Mund passen. Außerdem wollten wir eine milde Variante mit knackiger, stabiler Schale und dickem Fruchtfleisch und in Sachen Optik eine Mini-Version eines Blockpaprikas“, schildert Ploner, deren Unternehmen heute jährlich rund 800.000 Tonnen dieser Eigenzüchtung verarbeitet. Die Käsemacher füllt aber nicht nur den Mini-Paprika, sondern auch einen Mini-Kürbis namens Yellobell, Zwiebeln, Oliven und milde Pfefferoni, die man unter dem Namen „Käse-Gemüse“ in geschmacksneutralem Rapsöl auch zusammen in einer Verpackung über KRÖSWANG beziehen kann.

Das Gemüse dafür wird von Vertragslandwirten in Südeuropa angebaut und geerntet. Natürlich gelten auch hier als Prämisse ein wertschätzender Umgang und partnerschaftliche Zusammenarbeit. Nach Anbau und Aufzucht der Pflanzen aus dem unternehmenseigenen Saatgut wird jede Frucht einzeln per Hand gepflückt, um einen schonenden Ernteverlauf zu garantieren. Dann treten die Früchte vom Feld weg ihre Reise direkt ins Waldviertel an, wo sie frisch verarbeitet werden. Jede einzelne Frucht wird in Vitis per Hand entkernt, mit Frischkäse von der Kuh- und Schafmilch befüllt und einzeln in die Verpackung gelegt. Zu große oder zu kleine Exemplare werden dabei nicht verschwendet, sondern zu Chutneys, Aufstrichen oder als Paprikasalat weiterverarbeitet, um den Lebensmittelabfall so gering wie möglich zu halten. „Wir produzieren sowohl die Käsefüllung als auch das Gemüse selbst und können damit die gesamte Wertschöpfungskette beeinflussen“, erklärt dazu Ploner und ergänzt: „Mit so vielen Naturprodukten zu arbeiten, ist natürlich irrsinnig aufwändig und aufgrund unbeeinflussbarer Faktoren wie dem Wetter jedes Jahr ziemlich spannend.“

„UNSERE PRODUKTE BRAUCHEN VIEL HÄNDISCHES FEINTUNING. DIESEN AUFWAND MÖCHTEN SICH GROSSE BETRIEBE OFT NICHT ANTUN.“
(DORIS PLONER, GESCHÄFTSFÜHRERIN, DIE KÄSEMACHER, VITIS)

Cremigkeit trifft Biss

Damit die Frischkäsefüllung gut im Gemüse bleibt, nicht hinausläuft oder verschmiert und trotz cremiger Konsistenz einen festen Biss hat, wird sie im aufwändigen Schulenburg-Verfahren hergestellt. Die Masse hat dadurch ähnlich dem in Bäckereien verwendeten Bröseltopfen einen sehr hohen Trockenanteil und eine feste, vollmundige Konsistenz – ganz ohne Zusatzstoffe.

Dadurch eignet sie sich in der Küche auch für kreative Ansätze. Denn die Frischkäsefüllungen bei den Käsemacher-Klassikern sind geschmacklich neutral gehalten und bieten somit viel Möglichkeit, sie mit Gewürzen in neue Richtungen zu lenken. So können die Antipasti zusätzlich zu ihrem Einsatz als Vorspeise oder Salatgarnitur auch kulinarisch zweckentfremdet werden. Eine von vielen Möglichkeiten ist etwa, sie zu panieren oder beispielsweise bei Wildgerichten karamellisiert als geschmackvoll-dekoratives i-Tüfperl beizulegen. Man kann ganze Peppersweets sogar als Knödelfüllung verwenden.

Auch die klassischen Schafmilch-Gupferl mit ihrer seidig-cremigen Textur bieten viele unterschiedliche Einsatzmöglichkeiten, etwa als Ersatz für Sauerrahm in Saucen oder in der süßen Küche. Hier lassen sie sich nämlich ähnlich einsetzen wie beispielsweise Pannacotta. Für die Schafmilch spricht laut Ploner generell, dass sie einen höheren Fett- und Eiweißgehalt hat und daher cremiger und sämiger als Kuhmilch ist. Das ist aber nicht alles: Beim nach Feta-Art hergestellten Schafkäse in Salzlake führt auch der Herstellungsprozess dazu, dass seine Textur nicht so bröckelig ist wie leider bei vielen anderen Produkten am Markt und er mit einem frischen, mildwürzigen Aroma überzeugen kann. Gäste werden die heimische Qualität aus dem Waldviertel also jedenfalls schmecken. Garantiert.

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